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Interview: "Wie viel Störung darf es sein?"

Der klinische Psychologe Hans-Ulrich Wittchen von der TU Dresden ist einer der deutschen Experten, die an der Neufassung des DSM-5 mitwirken. Im G&G-Interview erklärt er, wie die aktuelle Revision des Katalogs der seelischen Leiden organisiert ist und was sie für die ärztliche Praxis bedeutet.
Hans-Ulrich Wittchen

Herr Professor Wittchen, wozu braucht die Welt eigentlich ein Diagnosesystem, das genau festschreibt, wann jemand an einer bestimmten psychischen Störung leidet? Sehen die Ärzte und Psychologen nicht auch so, wer an einer Depression leidet oder an krankhaften Ängsten?
Viele klinische Praktiker hassen es in der Tat, wenn sie gezwungen sind, Regeln zu befolgen, und begründen müssen, warum sie eine Diagnose vergeben oder nicht. Manche klagen, das müsse alles einfacher werden, wir bräuchten weniger Diagnosen und eigentlich sollte man das aus dem Kopf machen können, sonst reiche die Zeit nicht. Aber wir dürfen nicht vergessen, dass die Diagnostik psychischer Störungen vor der Einführung genauer Kriterien mit der dritten Version des DSM im Jahr 1980 schlicht eine Katastrophe war: unzuverlässig, widersprüchlich, fehlerhaft und ohne Übereinstimmung unter den forschend und klinisch arbeitenden Fachleuten.
Wie sah das in der Praxis aus?
Diagnosen wurden von unterschiedlichen Expertengruppen je nach Lehrmeinung und Schule als "psychiatrische Kunst" ganz unterschiedlich gehandhabt – verbindliche Regeln fehlten ...

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  • Quellen und Literaturtipps

Frances, A.: Opening Pan­dora's Box: The 19 Worst Suggestions for DSM-5. In: Psych­iatric Times, 11. Februar 2010
US-Psychiater Allen Frances, ehemals Leiter des 1994 erschienenen DSM-IV, übt Kritik an der Neufassung DSM-5.

Wittchen, H.-U., Hoyer, J.: Klinische Psychologie - Psy­chotherapie. Lehrbuch mit Online-Materialien. Springer, Berlin, Heidelberg, 2. über­arbeitete und aktualisierte Auflage 2011
Rundumschlag zur Diagnose und Behandlung psychischer Störungen

Wittchen, H.-U. et al.:The Size and Burden of Mental Disorders and Other Disorders of the Brain in Europe 2010. In: European Neuropsychopharmacology 21, S. 655-679, 2011

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