Wissenschaftsgeschichte: Vom Pionier zum Außenseiter
Die Psychologie als eigenständiges Fach begründete Wilhelm Wundt an der Universität Leipzig. 1879 richtete er dort einen kleinen Raum mit eigenen Geräten als Labor ein. Hier begann sein Student Max Friedrich die erste experimentalpsychologische Doktorarbeit »Über die Apperceptionsdauer bei einfachen und zusammengesetzten Vorstellungen«. Erst 1883 folgte die offizielle Anerkennung als »Universitäts-Institut für experimentelle Psychologie«. In einem Neubau erhielt es 1897 ein Auditorium mit fast 500 Plätzen, ein kleineres mit 98 Plätzen sowie 15 Laborräume, später kam ein weiteres Stockwerk für eine »völkerpsychologische Abteilung« hinzu.
Sein Institut wurde binnen weniger Jahre weltberühmt und zog viele Studierende an, vor allem aus Mittel- und Osteuropa, England und den USA. Einzig möglicher Abschluss war die Promotion, und so betreute Wundt zwischen 1875 und 1919 insgesamt 184 Doktoranden; etwa ein Drittel davon betrieben experimentalpsychologische Forschung. Zu Wundts Mitarbeitern und Gästen zählten viele Größen des Fachs. Sein erster Assistent war James McKeen Cattell, der 1889 der erste Professor für Psychologie in den USA wurde. Bei mehr als der Hälfte der US-amerikanischen Psychologen der ersten und zweiten Generation steht Wundts Name im akademischen »Stammbaum« ...
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