Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften: Der Konsument, das unbekannte Wesen
Angus Deaton ist nicht, wie sonst bei Wirtschaftsnobelpreisen üblich, für die Konstruktion mathematischer Modelle berühmt geworden, die wirtschaftliche Aktivitäten beschreiben, sondern eher für deren Dekonstruktion. Es ist bezeichnend, dass das Paradox, das seinen Namen trägt, sich durch die Korrektur eines Modellierungsfehlers auflöst.
Mathematische Modelle sind das unentbehrliche, wenn auch problematische Mittel, mit dem man aus einer unübersehbaren Masse an Beobachtungen Aussagen destilliert. Die wiederum dienen als Grundlage für Prognosen der Art "Subvention X wird die Leute zu dem erwünschten Verhalten Y veranlassen". Man kann nur beobachten, was die Leute tun, nicht aber, warum sie es tun, weil sie das in der Regel selbst nicht genau genug wissen. Also muss man über ihre Motive geeignete Annahmen treffen – typischerweise in Form mathematischer Modelle. Dabei kann es für ein gegebenes ökonomisches Phänomen mehrere konkurrierende Modelle geben.
Um sich für eines von ihnen zu entscheiden, muss man nicht nur berücksichtigen, wie plausibel seine Annahmen sind und wie gut es sich an die Daten anpassen lässt; Letzteres ist bei der notorisch schlechten Qualität ökonomischer Daten kein sonderlich scharfes Kriterium. In der Konsumforschung, einem von Deatons zahlreichen Arbeitsgebieten, kommt eine weitere Forderung hinzu: Das Modell muss auch dann vernünftige Ergebnisse liefern, wenn nur Daten über große Kollektive ("aggregate data") zur Verfügung stehen. ...
Schreiben Sie uns!
1 Beitrag anzeigen