Wissenschaft im Alltag: Der Filmprojektor
Den Durchbruch brachte die Erfindung des Plattenwicklers.
Das Wort „Filmprojektor“ suggeriert eine geradezu romantische Vorstellung: Ein laut surrendes Gerät wickelt einen Filmstreifen von einer großen Spule auf eine andere. Fernseh- und Kinofilme nutzen dieses Klischee, um mit einfachen Mitteln die Assoziation „Kino“ hervorzurufen.
Tatsächlich arbeiten fast alle modernen Vorführgeräte in Lichtspieltheatern schon seit Mitte der siebziger Jahre mit Platten statt mit Spulen. Derartige Systeme bieten erhebliche Vorteile. Vor allem entfällt das Zurückspulen und damit eine massive Zugbelastung des Filmstreifens. Stattdessen wird sein Anfang aus der Mitte einer Rolle herausgeführt, läuft durch den Projektor und wird auf der zweiten Platte wieder aufgespult. Zwischen zwei Vorstellungen müssen also nur die beiden Träger ausgetauscht werden.
Überdies kann eine Platte 7,4 Kilometer Filmstreifen aufnehmen; das entspricht einer Spieldauer von viereinhalb Stunden. Eine Spule hingegen kann nur Material für etwas mehr als eine Stunde aufnehmen. Längere Spielfilme benötigten daher bis zur neuen Technik zwei Projektoren und einen Vorführer, der zwischen den beiden umschaltete. Auf Plattensystemen können die Filme jedoch ohne Rollenwechsel bis zum Nachspann durchlaufen.
Allerdings war dazu eine zweite Erfindung notwendig: Ende der vierziger Jahre entwickelten deutsche Ingenieure die Xenon-Lampe, die seit 1954 in den Vorführgeräten genutzt wird. Zuvor dienten Kohlebogenlampen als Lichtquelle. Deren Kohlestäbe waren nach etwa einer Stunde verdampft und mußten vom Vorführer – nach dem Umschalten auf den zweiten Projektor – ausgetauscht werden. Xenon-Lampen hingegen brennen mindestens 2000 Stunden – und machen damit die Plattensysteme attraktiv.
Aus: Spektrum der Wissenschaft 4 / 1999, Seite 124
© Spektrum der Wissenschaft Verlagsgesellschaft mbH
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