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Wissenschaft im Alltag: Die Glaskeramik-Kochfläche



Dass man auf "Glas" kochen kann, verwunderte Anfang der siebziger Jahre, denn dieser Werkstoff leitet Wärme gemeinhin schlecht und gilt überdies als zerbrechlich. Heute gibt es kaum noch einen hochpreisigen Herd, der nicht mit der schwarzen Kochfläche ausgestattet ist. Der Grund: Weil Energie nicht nur durch Wärmeleitung, sondern hauptsächlich durch Wärmestrahlung an Töpfe und Pfannen gelangt, ist kein Aufheizen von Kochplatten erforderlich und der Energieverbrauch sinkt um 10 bis 20 Prozent.

Normales Glas wäre natürlich nicht für diesen Zweck geeignet, denn außer hohen Temperaturen von mehr als 560 Grad Celsius muss die Platte etwa auch den Aufprall eines aus den Händen gerutschten Topfes aushalten. Vielmehr besteht der Werkstoff aus so genannter Glaskeramik. Darin sind 30 bis 95 Prozent der Masse Kristalle, der Rest ist amorph; die jeweiligen An-teile lassen sich sehr genau steuern. Während die Kris-talle beim Erwärmen der Kochzone schrumpfen, dehnt sich die amorphe Glasmasse aus. In der Summe bleibt der Werkstoff von der Temperaturerhöhung unbeeindruckt und hält sauber sein Maß.

Die Fertigung erfolgt in mehreren Schritten. Erst nach dem letzten wirkt das Material in der Aufsicht schwarz, scheint Licht hindurch aber rötlich. Mit einem Spezial-kleber wird das Produkt später in einen Kochfeld-Rahmen integriert. Was vor einem Vierteljahrhundert ein kleine Revolution war, gilt heute schon fast als Standard. So liefen mittlerweile mehr als 45 Millionen "Ceran"-Kochflächen des Mainzer Unternehmens Schott Glas vom Band.

Aus: Spektrum der Wissenschaft 10 / 2000, Seite 117
© Spektrum der Wissenschaft Verlagsgesellschaft mbH

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