Wissenschaft im Alltag: Kontaktlinsen
Auf den Augen von etwa zweieinhalb Millionen Deutschen schwimmen kleine Plastikscheibchen, die das Licht brechen und ihnen so klare Sicht verschaffen.
Weniger als 15 Prozent der Kontaktlinsenträger verwenden starre, gasdurchlässige Linsen, die bei richtiger Handhabung jahrelang halten können. Sie bestehen aus Kunststoffpolymeren wie Zellulose-Acetat-Butyrat, Polyacrylat-Silikon oder Silikon-Elastomeren. David T. Grubb, Materialwissenschaftler an der Cornell Universität in Ithaca (US-Bundesstaat New York), beschreibt ihre Molekülstruktur als Netz, durch dessen Maschen Sauerstoff zum Gewebe der Hornhaut gelangen kann.
Die Mehrheit der Kontaktlinsenträger bevorzugt weiche Sehhilfen, wegen des hohen Wasseranteils von bis zu 69 Prozent auch Hydrogel-Linsen genannt. Sie sind bequemer, halten allerdings nicht so lange und werden nach einem Tag, zwei Wochen oder mehreren Monaten weggeworfen. Die letzten beiden Typen bedürfen der täglichen Reinigung. Es gibt auch Hydrogel-Sehhilfen, die bis zu einer Woche Tag und Nacht im Auge verbleiben; eine Zulassung von Monatslinsen ist in den USA beantragt.
Hydrogel-Polymere nehmen Wasser auf, das den Sauerstoff zur Hornhaut transportiert. Einige Polymermischungen sind darin besser als andere, jedoch, so George Grobe vom Optikunternehmen Bausch & Lomb, haften dann in der Tränenflüssigkeit gelöste Proteine verstärkt an der Linse, was einer Infektion Vorschub leisten kann. Es gilt, die optimale Mischung zu finden.
Wussten Sie schon ... ?
- Kontaktlinsen statt Brille tragen hier zu Lande nur drei Prozent der Bevölkerung, in den USA hingegen waren es 1999 nach einer Statistik des Contact Lens Council fast 13 Prozent.
- Eine Bindehautentzündung (Konjunktivitis) kommt eher selten vor, bei Langzeitkontaktlinsen ist das Erkrankungsrisiko aber immerhin etwa zehnmal größer als bei Ein-Tages-Linsen.
- Die Tränenflüssigkeit entsteht hauptsächlich in der Tränendrüse und dient dem Schutz und der Reinigung des Auges. Sie besteht zwar vor allem aus Wasser und Salz, enthält aber auch Proteine, Glukose, Kalium, Natrium, Kalzium, Chlor, Bikarbonat, Ammonium, Stickstoff, Zitronen- und Ascorbinsäure, Lysozyme und weitere Substanzen. Die Mischung variiert von Mensch zu Mensch. Da wundert es nicht, dass Tränen auf Kontaktlinsen unerwünschte Rückstände hinterlassen.
- Kontaktlinsen können die Entzündung der Hornhaut (Keratitis) durch Viren oder Mikroben fördern, denn bei mangelnder Hygiene setzen sich mikrobielle Erreger leicht an der Linse fest. Rötungen des Auges, Lichtscheuheit und unter Umständen starke Augenschmerzen sind die Folge.
Aus: Spektrum der Wissenschaft 2 / 2002, Seite 116
© Spektrum der Wissenschaft Verlagsgesellschaft mbH
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