Sinnesphysiologie: Wissenschaft im Internet: Tierischer Scharfsinn
Wie ein Rotkehlchen das Magnetfeld sieht, die Fledermaus sich ein Bild ihrer Umgebung erschreit oder der Hammerhai die Nervenimpulse seiner Beute erspürt - die Wahrnehmungswelten vieler Tiere gehen über unsere Sinnesleistungen weit hinaus.
Bakterien, Vögel, Wale, Meeresschildkröten und Bienen nutzen zur Orientierung das Magnetfeld der Erde. Im Schnabel von Tauben fand man Magnetitkörnchen, die ihnen als "Kompassnadeln" dienen können. Einen guten Überblick über die Magnetfeldorientierung im Tierreich haben drei Schülerinnen eines Berliner Gymnasiums zusammengestellt (http://people.freenet.de/magnetfeld/).
Neue Forschungsergebnisse brachten nun ans Licht, dass Rotkehlchen eine Art Kompass im rechten Auge tragen. Anscheinend reagieren Fotorezeptoren im Auge auf das Magnetfeld, das dadurch für die Vögel im Wortsinne sichtbar wird. Das eigentlich sehr einfache Experiment, das zu dieser Erkenntnis führte, wird auf der Internetseite der Ruhr-Universität Bochum vorgestellt (http://www.ruhr-uni-bochum.de/aktuell/magnetsinn.htm).
Rochen und Haie besitzen Organe, mit denen sie sich im Stockdunkeln an den elektromagnetischen Feldern des Meeresbodens orientieren können. Sie detektieren Spannungen in der Dimension von millionstel Volt. So können sie sogar elektrische Impulse, die im Nervensystem und in den Muskeln von Beutetieren entstehen, wahrnehmen. Mehr über dieses spannende Phänomen verrät das Video "Hammerhai mit Antenne". Der Film "Klapperschlange unter Strom" zeigt, wie Klapperschlangen die statische Elektrizität der Erdatmosphäre zum Beutefang nutzen, indem sie sich mithilfe ihres "Rasselschwanzes" selbst aufladen und so ionisierte Duftmoleküle bevorzugt auf ihre empfindsame Zunge lenken. Unter www.zdf.de/ZDFde/inhalt/7/0,1872,1021575,00.html sind beide Filme zugänglich.
Einige Fischarten, wie zum Beispiel Zitterwels, Zitterrochen und Zitteraal, senden elektrische Stromstöße aus, mit denen sie kleinere Beutetiere lähmen oder töten, Feinde abwehren und sich im trüben Wasser orientieren. Details findet man in der online abrufbaren Datei www.biologie.uni-muenchen.de/docs/2002/04/0901ab10-9747-11d7-b7b4-0090278fdd27.pdf.
Echoortung ist eine weitere Sinnesleistung, die uns nicht unmittelbar zugänglich ist. Fledermäuse entnehmen dem Echo selbst entsandter Ultraschallwellen Informationen über Art und Aufenthaltsort von Beutetieren sowie über die räumliche Struktur ihrer Umgebung. Mit einem Detektor wurde der Ruf einer Fledermaus für den Menschen hörbar gemacht (www.g-o.de/geo-bin/frameset.pl?id=00001&frame1=titelgo.htm&frame2=menue04.htm&frame3=kap4/40fc0145.htm). Auch Zahnwale verfügen über ein raffiniertes Schallerzeugungs- und -empfangssystem. Tonbeispiele zeigen, dass die Ultraschall-Laute artspezifisch sind (http://home.t-online.de/home/whaletalk/vortra2.htm).
Robben können mithilfe ihrer Barthaare (Vibrissen) so genannte hydrodynamische Spuren lesen, die ihre Beutetiere im Wasser hinterlassen. Zur Orientierung im Meer nutzen sie ihre Fähigkeit, feinste Unterschiede im Salzgehalt des Meerwassers zu schmecken (www.hr-online.de/fs/abenteuererde/thema1-021204.html). Wer zu guter Letzt noch in seine eigene Sinneswelt abtauchen will, erfährt unter www.g-netz.de/Der_Mensch/sinnesorgane/index.shtml, wie unsereins die Welt wahrnimmt.
Aus: Spektrum der Wissenschaft 7 / 2003, Seite 104
© Spektrum der Wissenschaft Verlagsgesellschaft mbH
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