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Zoologie: Wissenschaft im Internet: Von Aaskäfern bis Zuckmücken

Nicht jede der 1,2 Millionen Insektenarten ist im World Wide Web vertreten; aber die Vielfalt des Materials ist beachtlich.


Der Insektenforscher Jean-Henri Fabre antwortete auf die Frage nach seinem Gottesglauben: "Ich glaube nicht an ihn, ich sehe ihn in der Natur." Fabre musste noch lange Vorbereitung, Geduld und nasse Füße in Kauf nehmen, um die wahrhaft Ehrfurcht erregende, im Kleinen verborgene Schönheit der Insekten erfassen zu können. Unsereins kann sich – bei bescheideneren Qualitätsansprüchen – sogar die Anschaffung eines Bildbandes ersparen. Unter http://nafoku.de/insekten/ hat die Fotoamateurin Sabine Jelinek eine reiche Auswahl ins Netz gestellt: vom Landkärtchen-Falter im Mooswald bis zur quergestreiften Quelljungfer.

Mit 1,2 Millionen – nach Hochrechnungen möglicherweise sogar 10 bis 30 Millionen – Arten bilden die Insekten die größte Gruppe im Tierreich. Ihre Einteilung in Ordnungen, Familien und Gattungen ist nicht einfach. Wichtigstes Kriterium waren 1868 die Mundwerkzeuge – so die "Natürliche Schöpfungsgeschichte" Ernst Haeckels (http://caliban.mpiz-koeln.mpg.de/~stueber/haeckel/natuerliche/Seite_432.jpg). Heute sind die Entomologen (Insektenkundler) zwar darüber hinaus, stechende und schlürfende Insekten zu den "Saugern" und beißende und leckende zu den "Kauern" zu sortieren. Aber ihre Arbeit ist noch längst nicht erledigt. Die deutsche Website www.faunistik.net/DETINVERT/_ORDERS/insect_orders.html stellt, der klassischen Taxonomie folgend, die Entognatha (Springschwänze, Beintaster und Doppelschwänze) zu den Insekten. Dagegen vertritt der "Tree of life" eine andere Auffassung (http://tolweb.org/tree). Dieses groß angelegte Web-Projekt sucht buchstäblich alle bekannten, lebenden wie ausgestorbenen, Arten zu klassifizieren. Mit langen Literaturlisten begründen zahlreiche Wissenschaftler, warum sie die Äste vom "Baum des Lebens" so und nicht anders anordnen. Insbesondere sortieren sie die Entognatha wegen der verkümmerten Komplexaugen nicht zu den Insekten, aber immerhin noch, mit diesen, zu den "Hexapoda" (Sechsfüßern).

Besonders viele Websites widmen sich dem Nervensystem und den Sinnesorganen, die bei der Besetzung der ökologischen Nischen durch Insekten von großer Bedeutung waren. Die sehr anschauliche deutsche Seite www.merian.fr.bw.schule.de/Beck/skripten/12/ macht deutlich, dass Rundumsehen und Auflösungsvermögen in der Nähe – ermöglicht durch das für Insekten typische Komplexauge – enorme Vorteile bringen. Aufgrund ihrer Fähigkeit, Bildwechsel extrem rasch wahrzunehmen, sind Fliegen sehr reaktionsschnell. Es ist also kein Wunder, dass wir sie so selten zu fassen kriegen.

Nur wenige Adressen weiter erweisen sich Insekten als wichtige Nützlinge. So erfahren Interessierte von dem entscheidenden Beitrag der Sechsbeiner zur Fortpflanzung von Blütenpflanzen (http://members.aon.at/s.pfeiffer/insekten.htm) oder können per virtuellem Filmbeitrag die Tanzsprache der Bienen erlernen (Rubrik "Natur und Technik" unter www.planet-wissen.de).

Die Website des Kriminalbiologen Mark Benecke (www.benecke.com) schildert unter anderem im Detail die Besiedlung einer Leiche durch Insekten (Spektrum der Wissenschaft 3/2002, S. 42). Nichts für schwache Nerven!

Zu guter Letzt: Um Ihnen die Scheu vor den Insekten zu nehmen und auf ihre Bedeutung im Naturhaushalt aufmerksam zu machen, wählt das Deutsche Entomologische Institut seit 1999 das Insekt des Jahres (http://www.zalf.de/deid/insekt03/). Für 2003 ist es ein echter Europäer: die Feldgrille.l

Aus: Spektrum der Wissenschaft 6 / 2003, Seite 107
© Spektrum der Wissenschaft Verlagsgesellschaft mbH

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