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Wissenschaftsgeschichte: Sowjetische Forschung im Kalten Krieg

Während des Zweiten Weltkriegs mussten sich die Wissenschaftler der UdSSR völlig den militärischen Zwängen unterordnen. Doch auch danach galt militärische Stärke noch lange Zeit als oberstes Forschungsziel. Erst allmählich förder­te die sowje­tische Regierung auch zivile Projekte. Diesen gleitenden Übergang zeigt exemplarisch der Start des Sputnik-Satelliten am 4. Oktober 1957: eine Sensation, die die Welt veränderte.
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Der Abwurf amerikanischer Atombomben auf Hiroschima und Nagasaki im August 1945 gilt Historikern wahlweise als letzter Akt des Zweiten Weltkriegs oder als Ouvertüre des Kalten Kriegs. In der Sowjetunion wurden die Bombenabwürfe allerdings nicht sogleich als Beginn eines feindlichen Verhältnisses zum ehemaligen Kriegsverbündeten verstanden, sondern lediglich als Herausforderung, technologisch gleichzuziehen. Nachdem Stalin den furchtbaren Krieg gewonnen hatte, wollte er auf keinen Fall den Frieden verlieren; er weigerte sich standhaft, wegen der unterschwelligen Bedrohung durch die Atombombe Zugeständnisse in den diplomatischen Nachkriegsverhandlungen zu machen. Unterdessen sollte schnellstmöglich die sowjetische Bombe entwickelt werden, um das Land in Zukunft gegen militärische Bedrohungen abzusichern und die Rolle der UdSSR als Supermacht symbolisch zu bekräftigen.

Schon am 20. August 1945, zwei Wochen nach der Bombardierung Hiroschimas, ließ das Staatliche Verteidigungskomitee ein Spezialkomitee für Uranenergie einrichten. Mit dieser Entscheidung rückte die Atombombe an die Spitze der staatlichen Prioritätenliste. Zuvor hatte sich die Uranforschung auf zwei kleinere Labore mit rund 100 Mitarbeitern – etwa ein Viertel davon Wissenschaftler – und einer winzigen ­Menge des radioaktiven Schwermetalls beschränkt. Doch das neue Uranforschungsprojekt stellte sogar große Industrieministerien in den Schatten und wurde von Lawrenti Beria geleitet. Als Kandidat des Politbüros war Beria an den wichtigsten politischen Entscheidungen beteiligt, als Mitglied des Staat­lichen Verteidigungskomitees bestimmte er über wichtige Industriezweige, und als ehemaliger Vorsitzender des Volkskommissariats des Inneren (NKWD) koordinierte er weiterhin die Geheimdienste und konnte auf die Arbeitskraft tausender Gefangener zurückgreifen. Die Koordinierung all dieser Ressourcen war für den Erfolg des gigantischen mili­tärisch-industriellen Projekts entscheidend, und Marschall Beria erwies sich in der Bewältigung seiner Aufgabe als rücksichtsloser, zynischer und höchst effektiver Koordinator...

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  • Quellen

Holloway, D.: Stalin and the Bomb: The Soviet Union and Atomic Energy, 1939 – 1956. Yale University Press, New Haven 1994

Ivanov, K.: Science after Stalin: Forging A New Image of Soviet Science. In: Science in Context 15, S. 317 – 338, 2002

Kojevnikov, A.: Stalin’s Great Science: The Time and Adventures of Soviet Physicists. Imperial College Press, London 2004

McDougall, W. A.: The Heavens and the Earth: A Political History of the Space Age. Basic Books, New York 1985

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