Interview: »Auf die Reflexion kommt es an«
Frau Jonas, Herr Greif, was genau ist Coaching, und wie unterscheidet es sich von bloßer Beratung oder von Psychotherapie?
Siegfried Greif: Natürlich gibt es hier viele Überschneidungen. Nach meiner Ansicht nimmt man sich bei einem Coaching vor allem Zeit für eine intensivere Analyse von Problemen und Wünschen des Kunden sowie für dessen Selbstreflexion. Menschen holen sich ja ständig Rat bei anderen, etwa bei Freunden oder Kollegen, und tauschen sich miteinander aus. Dabei teilt man jedoch vor allem eigene Erfahrungen und gibt Ratschläge wie: Ich mach das so und so, probiere es doch mal! Im Coaching sichtet man dagegen zunächst die genauen Ziele und Wege dorthin. Was will ich erreichen? Wo stehe ich im Moment? Worauf kann ich aufbauen? Wo hapert es? Es geht hierbei viel um „ergebnisorientierte Selbstreflexion“. Denn am Ende sollte ja etwas herauskommen, nicht unbedingt eine konkrete Verhaltensänderung, manchmal auch nur eine Einsicht, eine gesteigerte Sensibilität. Salopp gesagt: Man nimmt sich Zeit dafür, über sich und die bessere Nutzung der eigenen Potenziale nachzudenken.
Eva Jonas: Für mich steht ebenfalls die Reflexion im Zentrum. Man bekommt keinen schnellen Rat, legt sich nicht sofort fest, wie man dieses oder jenes besser machen kann, sondern nimmt sich Zeit, die Perspektive zu wechseln und Feedback einzuholen. Wie mache ich das bisher? Was ist gut daran, was weniger? In welche Richtung möchte ich mich entwickeln? Coaching beginnt, wenn man nicht mehr nur gesagt bekommt, wie etwas zu laufen hat, sondern sich dabei selbst beobachtet, ergründet und ausprobiert…
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