Direkt zum Inhalt

Medizin: Zika-Virus attackiert Gliazellen

Das Zika-Virus greift im frühkindlichen Gehirn vor allem die so genannten Gliazellen an, die etwa die Hälfte des Organs ausmachen und wichtige, die Neurone unterstützende Funktionen ausüben. Das berichten Forscher um Arnold Kriegstein von der University of California in San Francisco (USA). Sie brachten Gewebeproben aus menschlichen Hirnen mit Zika-Viren in Berührung. Die Viren attackierten darin bevorzugt neuronale Stammzellen sowie Astrozyten, Oligodendrozytenvorläufer und Mikroglia­zellen. Letztere drei gehören zu den Gliazellen; sie unterstützen die Arbeit der Neurone, isolieren sie elektrisch und helfen, Stoffe und Flüssigkeiten im Gehirn zu transportieren. Nervenzellen dagegen wurden relativ selten infiziert.

Diese Beobachtung erkläre manches, das bisher rätselhaft gewesen sei, schreiben die Forscher. Die Kalkablagerungen etwa, die sich im Gehirn infizierter Neugeborener oft nachweisen lassen, gingen vermutlich auf die Zerstörung von Astrozyten zurück, die im Hirngewebe am Flüssigkeits- und Ionenhaushalt mitwirken.

Gliazellen besitzen häufig einen bestimmten Rezeptor mit der Bezeichnung AXL. Er war schon früher als Einfallstor für das Zika-Virus vermutet worden. Blockierten die Forscher ihn mit Antikörpern oder schalteten ihn per genetischem Eingriff aus, kam es tatsächlich zu deutlich weniger Infektionen. Die Viren scheinen den Rezeptor also zu benötigen, um Gliazellen zu befallen. Ausgehend von dieser Erkenntnis prüfte das Team mehr als 2000 zuge­lassene Arzneistoffe darauf, wie gut sie sich als Mittel gegen Zika-Infektionen eignen. Es zeigte sich, dass das Antibiotikum Azithromycin die Vermehrung der Viren behindert und die Gliazellen vor infektionsbedingten Schäden schützt.

Azithromycin ist für die Behandlung sexuell übertragener Infektionskrankheiten bei schwangeren Frauen zugelassen. Die Autoren hoffen deshalb, dass sich aus ihrer Studie ein Ansatz ergibt, Zika-­Infektionen bei werdenden Müttern zu behandeln und ihre Kinder so vor Ent­wicklungsstörungen wie der Mikrozephalie (Kleinwuchs des Kopfes) zu schützen.

Kennen Sie schon …

Spektrum - Die Woche – Wie das Immunsystem wieder normal werden könnte

Neue Hoffnung bei Autoimmunkrankheiten: Erfahren Sie in unserem Artikel, wie innovative Behandlungsansätze das Immunsystem wieder normalisieren könnten. Plus: Warum gehen Wahlen oft knapp aus? Einblicke in die Mathematik politischer Entscheidungen.

Gehirn&Geist – Die Macht der Hormone

Die Schwangerschaft ist nicht nur eine Zeit eines massiven hormonellen Wandels; Teile der Hirnrinde schrumpfen. Darunter leidet aber nicht etwa die geistige Leistungsfähigkeit – vielmehr stärkt es die Bindung zwischen Mutter und Kind. Auch die Wechseljahre mit Ihren Änderungen um Hormonhaushalt bringen mehr als ein Ende der fruchtbaren Jahre. Das Gehirn verändert sich ebenfalls in dieser Lebensphase. Daneben berichten wir über das komplexe Wechselspiel zwischen Kopf und Bauch, das zum Reizdarmsyndrom führt. Untersuchungen der Kognitionsforschung zeigen, dass das Gehirn zum Codieren von Gedanken und Erinnerungen den Orientierungssinn nutzt. In unserem Artikel über Hunde, geht es um deren Geruchssinn und dessen Wechselwirkung mit ihren Emotionen und der Kognition. Dieses Thema ist bisher wenig erforscht. Ein weiterer Artikel erklärt, was Orte auszeichnet, an denen wir uns zu Hause fühlen.

Spektrum Kompakt – Junge Eltern

Die Zeit kurz nach der Geburt eines Kindes ist wohl für die meisten Eltern aufregend und mit vielen Umstellungen verbunden. Zahlreiche neue Themen gehen mit der Sorge für ein Neugeborenes einher. Doch auch Ängste und manchmal sogar negative Gefühle können sowohl Mutter als auch Vater belasten.

  • Quelle

Retallack, H. et al.:Zika Virus Cell Tropism in the Developing Human Brain and Inhibition by Azithromycin. In: PNAS 10.1073/pnas.1618029113, 2016

Schreiben Sie uns!

Beitrag schreiben

Wir freuen uns über Ihre Beiträge zu unseren Artikeln und wünschen Ihnen viel Spaß beim Gedankenaustausch auf unseren Seiten! Bitte beachten Sie dabei unsere Kommentarrichtlinien.

Tragen Sie bitte nur Relevantes zum Thema des jeweiligen Artikels vor, und wahren Sie einen respektvollen Umgangston. Die Redaktion behält sich vor, Zuschriften nicht zu veröffentlichen und Ihre Kommentare redaktionell zu bearbeiten. Die Zuschriften können daher leider nicht immer sofort veröffentlicht werden. Bitte geben Sie einen Namen an und Ihren Zuschriften stets eine aussagekräftige Überschrift, damit bei Onlinediskussionen andere Teilnehmende sich leichter auf Ihre Beiträge beziehen können. Ausgewählte Zuschriften können ohne separate Rücksprache auch in unseren gedruckten und digitalen Magazinen veröffentlicht werden. Vielen Dank!

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.