Demenz: Zwei Sprachen gegen Alzheimer
"Bei Alzheimerpatienten, die bilingual aufgewachsen sind, verzögert sich der geistige Abbau. Darauf deutet eine Studie von Forschern um Daniela Perani von der Università Vita-Salute San Raffaele in Mailand hin. Sie untersuchten 85 Alzheimerpatienten aus der Stadt Bozen in Südtirol, von denen rund die Hälfte neben Italienisch auch fließend Deutsch sprach. In Tests, die das Kurz- und Langzeitgedächtnis der Probanden abklopften, schnitten die bilingualen Teilnehmer besser ab als ihre einsprachigen Leidensgenossen, entdeckten die Wissenschaftler. Und das, obwohl die zweisprachigen Versuchspersonen im Schnitt fünf Jahre älter waren und über eine schlechtere Schulbildung verfügten – zwei Faktoren, die sich eigentlich eher ungünstig auf die Alzheimerprognose auswirken.
Ein Blick auf das Gehirn der Probanden per Positronenemissionstomografie (PET) offenbarte zudem, dass bei den zweisprachigen Alzheimerpatienten zwar in manchen Hirnregionen der Stoffwechsel stärker gedrosselt war als bei den einsprachigen Teilnehmern. Dafür zeigten andere Areale aber einen deutlich regeren Stoffwechsel, und sie interagierten stärker miteinander.
Dieses Muster trat unabhängig von demografischen Variablen wie Bildung, Beruf und Geschlecht der Teilnehmer auf. Perani und ihre Kollegen interpretieren es als eine Art Kompensationsverhalten des Gehirns, das den bilingualen Probanden hilft, besser mit dem kognitiven Abbau zurechtzukommen. Schon frühere Untersuchungen zeigten, dass bilinguale Personen im Schnitt rund fünf Jahre später an Alzheimerdemenz erkranken als monolinguale.
Dieser Schutzeffekt greift aber wohl nur bei jenen Menschen, die tatsächlich bis ins hohe Alter hinein zwei Sprachen regelmäßig in ihrem Alltag nutzen, sagen Perani und ihre Kollegen. Das zeigte sich auch in ihrem Versuch: Die vorteilhaften Stoffwechselmuster im Gehirn der Probanden waren umso ausgeprägter, je häufiger diese tatsächlich Deutsch und Italienisch im Wechsel sprachen.
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