Psychische Störungen: Zweifel an Depressionsgenen
Mehr als 1000 Forschungsarbeiten über insgesamt 18 Gene, die darin mit der Entstehung von Depressionen in Zusammenhang gebracht wurden, beruhen möglicherweise auf statistischen Ausreißern. Zu diesem Schluss kommt nun eine Arbeitsgruppe um den Genetiker Richard Border von der University of Colorado in Boulder in einer umfassenden Untersuchung mit mehreren tausend Versuchspersonen pro Stichprobe. Wie die Wissenschaftler berichten, erwiesen sich die vermeintlich mit schwerer Depression zusammenhängenden Varianten in den großen Stichproben als nicht stärker mit der Krankheit assoziiert als zufällig ausgewählte Verleichsgene. Nach Angaben der Arbeitsgruppe bleibt dieses Ergebnis auch dann bestehen, wenn man verschiedene Kriterien dafür anlegt, was als depressive Verstimmung gilt, und den Einfluss verschiedener Umweltfaktoren mit in die Analyse einbezieht.
Über jede der betreffenden Genvarianten seien mehr als zehn Studien veröffentlicht worden, insgesamt sind es über 1000 Untersuchungen, erklären die Forscher. Der Grund dafür, dass diese Daten Wissenschaftler zu fehlerhaften Schlüssen verleiteten, ist nach Ansicht von Border und seinen Kollegen, dass die Teilnehmerzahlen in den Untersuchungen zu klein waren – was schließlich zu falsch positiven Ergebnissen führte.
Ähnliches könnte für viele Arbeiten gelten, die sich mit anderen Krankheiten und deren genetischen Einflussfaktoren befassen; wie groß das Problem tatsächlich ist, bleibt allerdings unklar. Moderne Assoziationsstudien haben dank der heute weit geringeren Kosten für die Genomanalyse zum Glück meist viel größere Stichproben und überblicken viele Gene oder gar komplette Genome.
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