Editorial: Zwergplanet mit Eisvulkanen
Liebe Leserin, lieber Leser,
jedes Mal, wenn eine Raumsonde einen Himmelskörper in unserem Sonnensystem aus der Nähe untersucht, gibt es Überraschendes zu vermelden. Für Furore sorgten in den letzten Jahren vor allem die Missionen, die zu den fernsten und den kleinsten Objekten vorstießen: etwa der Vorbeiflug der Sonde New Horizons an dem Zwergplaneten Pluto im Juli 2015 oder die Rosetta-Mission, die ab August 2014 für mehr als zwei Jahre den Kometen Tschurjumow-Gerasimenko begleitete. Deren Daten werden die Wissenschaftler noch mehrere Jahre beschäftigen. Demgegenüber wurde eine weitere Sonde, Dawn, von der Öffentlichkeit und den Medien fast stiefmütterlich behandelt.
Dabei hat Dawn (englisch für: Morgendämmerung) eindrucksvolle Ergebnisse zu bieten. Der Name dieser Mission steht für das Ziel, Erkenntnisse zur Frühgeschichte unseres Sonnensystems zu sammeln. Dazu besuchte sie zwei Kleinplaneten im Asteroidengürtel, von denen man annimmt, dass sie seit Urzeiten unverändert sind. Zunächst umrundete sie für mehr als ein Jahr Vesta, die mit einem mittleren Durchmesser von rund 500 Kilometern zu den größten Asteroiden zählt. Die Daten ergaben, dass Vesta einst auf dem besten Wege war, zu einem richtigen Planeten zu werden, ähnlich unserer Erde oder dem Mars (siehe SuW 6/2013). Seit März 2015 umkreist Dawn nun den Zwergplaneten Ceres, der mit 960 Kilometer Durchmesser das bei Weitem größte Objekt im Asteroidengürtel ist.
Bereits beim Anflug auf Ceres zeigten die Bordkameras von Dawn Verblüffendes: Deutlich stach inmitten eines Kraters ein heller Fleck hervor, dessen Ursprung zunächst ein Rätsel blieb. Mittlerweile wissen wir: Es sind Salzablagerungen. Insgesamt offenbarte sich Ceres als vielgestaltige Welt mit einer komplexen Entwicklungsgeschichte. Der Zwergplanet ist keineswegs eine tote, starre Felswüste – vielmehr ist er erstaunlich aktiv und enthält unter seiner Oberfläche viel Wasser, das von Kryovulkanen ausgeworfen wird. In unserer Titelgeschichte ab Seite 24 erfahren Sie mehr über diese interessante Welt.
Herzlichst grüßt Ihr
Uwe Reichert
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