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Titelthema / Frühes Christentum: Zwischen Ekstase und Askese
Es war eine kleine Sensation: Im Jahr 2000 entdeckten Forscher in der heutigen Türkei die antike Stadt Pepouza, das verschollene Zentrum der einflussreichen christlichen Sekte der Montanisten. Bis zu ihrer Ausrottung im 6. Jahrhundert war die prophetische Bewegung im gesamten Römischen Reich berühmt – und berüchtigt: Denn in der charismatischen Gemeinschaft waren Frauen und Männer gleichberechtigt
Um das Jahr 175 n. Chr.: Die beiden Wanderer Zotikos und Julian schauen müde drein. An ihren Füßen haftet der Staub kleinasiatischer Landstraßen. Die Männer haben einen langen Fußmarsch hinter sich, als sie am Abend in Pepouza ankommen. Sie fragen nach dem Haus ihres Gastgebers, eines Glaubensgenossen, der sie in der phrygischen Stadt für die nächsten Tage beherbergen soll.
Einen Moment lang genießen sie die kühle Luft am dahinrauschenden Sindros, der über die Jahrtausende einen Canyon mit steil aufragenden Felswänden in die phrygische Hochebene geschnitten hat – südlich des römischen Themenothyrai (heute Usak, Türkei). Bei Pepouza weitet sich der Canyon zu einem Talkessel. Auf beiden Seiten des Flusses drängen sich Häuser; am nördlichen Ufer auf einer Terrasse die Bauten des Stadtzentrums mit einer Agora, dem Marktplatz.
Die Fremden staunen über den vielen Marmor in Pepouza. Einer der beiden nickt in Richtung eines weißen Steinbruchs am südlichen Stadtrand, als ein Einheimischer einen mit zwei Klötzen beladenen Esel vorbeitreibt. Auch unweit flussaufwärts werde die marmorne Canyonwand ausgebeutet, erzählt der Arbeiter. Das Gestein sei hier billig. Es gehöre dem Kaiser, ebenso wie die riesigen Getreidefelder auf der Hochebene nördlich der Stadt, wo sich Pachtbauern, so genannte Kolonen, placken.
An ihrem Nachtquartier angekommen, werden die Reisenden ehrerbietig willkommen geheißen. Sie sind Bischöfe aus den mehrere Tagesmärsche entfernten kleinasiatischen Orten Konana und Apameia. Ihr Gastgeber erzählt, dass die christliche Lebensweise bei vielen Bewohnern Pepouzas über die Jahre entartet sei. Auch in anderen Städten habe eine Bewegung, die sich als "neue Prophetie" anpreise, bereits viele Christen in ihren Bann gezogen. Zotikos und Julian nicken. Sie wissen, dass das Übel von Pepouza ausgeht, und sind gekommen, um dem Spuk ein Ende zu bereiten …
Einen Moment lang genießen sie die kühle Luft am dahinrauschenden Sindros, der über die Jahrtausende einen Canyon mit steil aufragenden Felswänden in die phrygische Hochebene geschnitten hat – südlich des römischen Themenothyrai (heute Usak, Türkei). Bei Pepouza weitet sich der Canyon zu einem Talkessel. Auf beiden Seiten des Flusses drängen sich Häuser; am nördlichen Ufer auf einer Terrasse die Bauten des Stadtzentrums mit einer Agora, dem Marktplatz.
Die Fremden staunen über den vielen Marmor in Pepouza. Einer der beiden nickt in Richtung eines weißen Steinbruchs am südlichen Stadtrand, als ein Einheimischer einen mit zwei Klötzen beladenen Esel vorbeitreibt. Auch unweit flussaufwärts werde die marmorne Canyonwand ausgebeutet, erzählt der Arbeiter. Das Gestein sei hier billig. Es gehöre dem Kaiser, ebenso wie die riesigen Getreidefelder auf der Hochebene nördlich der Stadt, wo sich Pachtbauern, so genannte Kolonen, placken.
An ihrem Nachtquartier angekommen, werden die Reisenden ehrerbietig willkommen geheißen. Sie sind Bischöfe aus den mehrere Tagesmärsche entfernten kleinasiatischen Orten Konana und Apameia. Ihr Gastgeber erzählt, dass die christliche Lebensweise bei vielen Bewohnern Pepouzas über die Jahre entartet sei. Auch in anderen Städten habe eine Bewegung, die sich als "neue Prophetie" anpreise, bereits viele Christen in ihren Bann gezogen. Zotikos und Julian nicken. Sie wissen, dass das Übel von Pepouza ausgeht, und sind gekommen, um dem Spuk ein Ende zu bereiten …
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