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News: 250 Millionen Jahre langer Schlaf

Der Schriftsteller Michael Crichton ließ in seinem Roman 'Jurasic Park' Dinosaurier zu neuem Leben erwachen. Die Wirklichkeit könnte ihn jetzt überholt haben. Amerikanische Wissenschaftler haben zwar keine Dinosaurier, dafür aber 250 Millionen Jahre alte Bakterien aus einem Dauerschlaf wiederbelebt. Die Organismen stammen damit aus einer Zeit, lange bevor T. rex durch die Wälder streifte.
Die Wiedererweckung "schlafender" Keime ist nicht ungewöhnlich. Hefezellen konnten auch nach 166 Jahre noch gutes Bier produzieren, und in Steinen eines 2 400 Jahre alten ägyptischen Tempels haben Wissenschaftler Bakterien gefunden. Den Rekord des ältesten, lebenden Organismus halten bisher Bakteriensporen der Gattung Bacillus aus dem Hinterleib einer Biene, die vor 25 bis 40 Millionen Jahre in Bernstein eingeschlossen wurde.

Der amerikanische Mikrobiologe Russel Vreeland von der West Chester University hat die Gesteinsschichten der Saladoformation in New Mexico in 569 Meter Tiefe nach Lebensspuren durchsucht (Nature vom 19. Oktober 2000). Auf Grund von Fossilfunden und radiometrischer Datierung ist bekannt, dass die untersuchte Schicht aus dem späten Perm (vor etwa 250 Millionen Jahren), und damit aus dem Ende der Erdaltertums stammt. Fündig wurden er und seine Kollegen in einem winzigen Einschluss eines etwa pflaumengroßen Salzkristalls.

Bei der Isolation des schlafenden Keims mussten die Wissenschaftler höllisch aufpassen, ihre Probe nicht mit heutigen Bakterien zu verunreinigen. Sie sterilisierten den Kristall mit konzentrierter Natronlauge und Salzsäure, wodurch die Kontaminationswahrscheinlickeit auf weniger als ein Hundertmillionstel herabgesetzt wird. Schließlich konnten sie das isolierte Bakterium zu neuem Wachstum anregen.

Durch DNA-Untersuchungen haben die Mikrobiologen den uralten Organismus systematisch eingeordnet: Es handelt sich – wie beim bisherigen Rekordhalter des ältesten Organismus – um die Gattung Bacillus. Der nächste Verwandte heißt Bacillus marismortui, ein halophiles (salzwasserliebendes) Bakterium, das im Toten Meer lebt. Eine Spezialität dieser Bakteriengattung ist die Bildung von dickwandigen, widerstandsfähigen Endosporen, mit denen sie bei widrigen Umweltbedingungen unter Abschaltung ihres Stoffwechsels überdauern können. Vreeland geht davon aus, dass die von ihm entdeckten Bakterien im Salzwasser lebten und dort Sporen bildeten, die in Salzwasserkristallen eingeschlossen und so für 250 Millionen Jahre von der Umwelt isoliert wurden.

Der britische Mikrobiologe John Parkes vom Department of Earth Sciences der Universität Bristol hält die Ergebnisse seiner amerikanischen Kollegen für den "bisher besten Hinweis eines extrem langen Überlebens von Mikroorganismen" – betont jedoch, dass die Experimente von anderen Wissenschaftlern wiederholt werden müssen, um wirklich sicher zu gehen. Dennoch wird jetzt schon wild spekuliert: Wenn Bakterien wirklich für mehrere hundert Millionen Jahre überleben können, sind sie dann auch in der Lage, eine intergalaktische Reise anzutreten? Der nächste Stern ist etwa vier Lichtjahre, die nächste Galaxie "nur" etwa zwei Millionen Lichtjahre von der Erde entfernt. Die Idee, dass extraterrestrische Mikroben Asteroiden als Raumschiffe benutzten, vor etwa vier Milliarden Jahren die noch junge Erde "beimpften" und so das Leben hier schufen, geistert schon länger durch die Literatur. Über die Möglichkeit von extraterrestrischen Leben auf dem Mars wird ebenfalls heftig diskutiert. Salzeinschlüsse sind von Marsmeteoriten bekannt – Vreeland betont daher: "Wenn wir den Mars erforschen, sollten wir uns Salzkristalle näher anschauen."

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