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Paläopathologie: 2900 Jahre alte Mumie bezeugt seltene Erkrankung

2900 Jahre alte Mumie bezeugt seltene Erkrankung

Die Untersuchung einer ägyptischen Mumie zeigt es erneut: Tumorähnliche Erkrankungen sind kein modernes Phänomen. Paläopathologen diagnostizierten an der 2900 Jahre alten Mumie eines jungen Mannes Symptome des Hand-Schüller-Christian-Syndroms – eine Krankheit, die Knochen befällt und zu krankhaften Gewebebildungen führt.

Am Schädel der Mumie ... | ... stellten die Forscher mittels Computertomografie mehrere Läsionen fest. Die große Verletzung an der linken oberen Schädeldecke könnte bei der Präparation der Mumie entstanden sein, indem der bereits erkrankte Knochen noch weiter eingedrückt wurde. Der mögliche Grund: die Entfernung des Gehirns zusätzlich zur Nasenöffnung.

Organe lagen keine mehr im Inneren der Mumie. Trotzdem gelang es der Forschergruppe um Mislav Čavka von der Universität Zagreb, auf Röntgen- und Computertomografieaufnahmen sowie mit Hilfe der Magnetresonanztomografie Symptome der seltenen Krankheit zu identifizieren. Die Paläopathologen fanden zudem das Geschlecht und Sterbealter heraus. Der junge Mann wurde nicht älter als 20 bis 30 Jahre. Vermutlich starb er an den Folgen der schweren Erkrankung, die eine Form der Langerhans-Zell-Histiozytose ist.

Im Bereich der Halswirbelsäule ... | ... entdeckten die Paläopathologen Läsionen der Wirbel. Neben der üblichen Computertomografie-Diagnostik nutzten sie eine neue Art der Magnetresonanztomografie. Mit "ultra-short-echo"-Sequenzen kann auch bereits trockenes Gewebe untersucht werden.

Die Krankheit befällt vor allem Männer und tritt oft schon im Kindesalter auf. An den Knochen bilden sich Granulome, die zu Knochenveränderungen im Schädelbereich und an der Wirbelsäule führen. So stellten die Wissenschaftler bei der Mumie Schädigungen an der Schädeldecke und an den Knochen der Augenhöhle fest. Ebenso weisen die Nackenwirbel Läsionen auf. Als Folgen der Krankheit treten etwa die Augäpfel hervor oder der Betroffene erkrankt an Diabetes insipidus, durch den sich die Wasserausscheidung stark erhöht. Überdies lieferten die Röntgenbilder auch Anhaltspunkte zur Arbeitsweise der Balsamierer: Sie entfernten das Gehirn durch die Nasenöffnung und verrenkten dabei wahrscheinlich auch die Wirbel. Bei der Mumie handelt es sich um den dritten bislang bekannten Fall der Hand-Schüller-Christian-Krankheit im alten Ägypten.

Die Überreste der Mumie befanden sich in zwei ineinandergestellten Holzsarkophagen, auf denen in Hieroglyphen "Kareset" und "Dame des Hauses" geschrieben steht. Die Totenlade datieren die Forscher ins 3. Jahrhundert v. Chr. Wie indes eine Radiokohlenstoffanalyse der Mumie ergab, war der junge Mann bereits zwischen 900 und 790 v. Chr. mumifiziert worden. Möglicherweise hatten Kunsthändler des 19. Jahrhunderts die Mumie in die Sarkophage umgebettet, um einen höheren Verkaufspreis zu erzielen.

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