News: 4000 Jahre alter Palast in Syrien wiederentdeckt
Diese Unternehmung ist Auftakt und Bestandteil eines internationales Projektes, welches die Universität Tübingen zusammen mit der University of Udine in Italien und der Antikendirektion Damaskus seit 1999 durchführt. Ziel des Projektes ist die vollständige Erforschung der alten Stadtanlage von Qatna, die ihre Blütezeit zwischen 1900 und 1600 vor Christus besaß und in dieser Zeit aufgrund seiner weitreichenden Handelskontakte, seines Reichtums und seiner politischen Macht neben der Stadt Aleppo das bedeutendste Königtum Syriens darstellte. Die Stadt unterhielt intensive und freundschaftliche Beziehungen zum Assyrischen Reich in Nordmesopotamien und stand in ständiger Rivalität zum nordsyrischen Aleppo und seinem südmesopotamischen Verbündeten, dem Reich von Babylonien. Zwischen 1800 und 1780 vor Christus wurde sogar eine Prinzessin aus Qatna mit dem Sohn des Großkönigs von Assyrien verheiratet.
Im Vorfeld der neu begonnenen Ausgrabungen hatte die Antikendirektion Syriens veranlaßt, daß eine moderne Ortschaft, welche die gesamte alte Ruinenstätte überzogen und auch die archäologischen Reste des altsyrischen Palastes überbaut hatte, vollständig geräumt wurde und sämtliche Bewohner in eine neue entstandene Kleinstadt am Fuß des Ruinenhügels umgesiedelt wurden. Unter dem Schutt der abgerissenen neuzeitlichen Häuser stießen die Archäologen bereits nach wenigen Zentimetern auf die Fußböden des altsyrischen Palastes. Es wurden Mauern aus ungebrannten Lehmziegeln von bis zu fünf Metern Breite gefunden. Der Fußboden eines Palastraumes bestand aus einer 40 Zentimeter dicken Mörtelschicht. In einem anderen Raum wurden Tausende von Scherben großer Vorratsgefäße gefunden, diese mußten eventuell die früheren Forscher bereits gesehen, aber liegen gelassen haben. Einen monumentalen Raum mit einem Innenmaß von 40 auf 50 Metern überspannte damals offensichtlich ein Dach, das auf Holzsäulen innerhalb des Raumes auflag.
Anlaß für die erneute Freilegung dieses Gebäudes war die Tatsache, daß die französischen Archäologen des frühen 20. Jahrhunderts keinen genauen Plan des Palastes gezeichnet hatten und auch die exakte Datierung des Bauwerkes unbestimmt geblieben war. Die Tübinger Archäologen erwarten, den gesamten Grundriß des Palastes in zukünftigen Ausgrabungskampagnen wiedergewinnen zu können und stellten jetzt bereits fest, daß das Gebäude noch erheblich ausgedehnter ist, als von ihren archäologischen Vorgängern angenommen worden war. Außerdem wurde festgestellt, daß unter den schon bekannten Fußböden noch ältere Schichten des Palastes liegen. Diese älteren Palastschichten wurden bisher noch von keiner Archäologenhand berührt, so daß hier ein originales Fundinventar erwartet werden kann. Insgeheime Hoffnung der neuen Ausgräber für die in den kommenden Jahren geplanten weiteren Ausgrabungen ist es, die berühmte, auf Keilschrifttafeln geschriebene persönliche Korrespondenz des Königs Ischchi-Adad von Qatna mit dem altassyrischen Großkönig Schamschi-Adad zu entdecken, die irgendwo in diesem Palast – in den oberen oder in den älteren Schichten des Gebäudes – verborgen liegen dürfte.
Siehe auch
- Spektrum Ticker vom 18.9.1998
"Tall Munbaqa/Ekalte – Bronzezeit in Syrien "
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