In Indien, wo bis heute zahlreiche Menschen von der Lepra gepeinigt sind, wütet die entstellende Krankheit offenbar schon seit vier Jahrtausenden. Davon zeugt das deformierte Skelett eines Mannes mittleren Alters, das Wissenschaftler um Gwen Robbins von der Appalachian State University im indischen Bundesstaat Rajasthan entdeckten. Die sterblichen Überreste des Inders sind somit wesentlich älter als bisherige Funde aus Ägypten und Thailand, die aus der Zeit um 300 bis 400 v. Chr. stammen.
Lepra-Skelett | Im Verlauf einer unbehandelten Lepra werden zunächst die Schleimhäute und Nerven geschädigt. Das führt zu Gefühllosigkeit und Lähmungen an Beinen, Armen und Augenlidern. Unbehandelt werden Finger und Zehen steif, die Knochen eitrig; die Nasenscheidewand fällt ein. Die von der Lepra Befallenen haben kein Schmerzempfinden. So kommen Wunden, Hautverletzungen oder schwere Verbrennungen hinzu. Am Ende stehen dann irreversible Schädigungen: Gelenkstarre, Geschwüre, Blindheit, schwere Deformationen von Knochen und Gewebe, Verkrüppelungen. Auf diesem Foto kann man gut spezifische Schädigungen im Bereich des Schädelknochen erkennen (Pfeile).
Das Skelett zeigt die typischen Anzeichen eines fortgeschrittenen Krankheitsverlaufs: Deformationen der Knochen, Gelenkstarre sowie eingefallene Nasenscheidewände infolge eitriger Infektionen.
Schriftliche Überlieferungen aus Indien und Ägypten lassen darauf schließen, dass sich dort um 1550 v. Chr. die ersten Menschen mit der Krankheit infizierten. Robbins und seine Kollegen gehen nach ihrer Entdeckung davon aus, dass der Lepraerreger schon vor über fünftausend Jahren wahrscheinlich von Afrika aus nach Indien und von dort entlang der alten Handelswege auch nach Europa kam.
Lepra wird vor allem im Zuge der Tröpfcheninfektion übertragen und ist heute gut heilbar. In wenig entwickelten Ländern führt sie aber noch immer zu schweren neurologischen Schäden. Weltweit kommt es in jedem Jahr zu über 200 000 Neuerkrankungen. Seit dem frühen Mittelalter hat die Lepra in Europa beträchtlich abgenommen; offenbar wurde die Krankheit von dem Erreger der Tuberkulose verdrängt, der mit dem der Lepra verwandt ist.
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