Direkt zum Inhalt

Tagesrhythmus: Abends lassen wir uns nicht so leicht stressen

Der Spiegel des Stresshormons Kortisol sinkt im Tagesverlauf. Das hat auch einen Einfluss darauf, wie leicht uns belastende Ereignisse aus der Ruhe bringen.
Frau bleibt entspannt, während unzählige Aufgaben auf sie einströmen

Am Morgen reagiert unser Körper offenbar heftiger auf stressige Erlebnisse als am Abend. Darauf deutet zumindest ein Versuch an einer kleinen Probandengruppe hin, den Wissenschaftler um Yujiro Yamanaka von der Universität Hokkaido in Japan durchgeführt haben. Die Forscher nahmen ihren Versuchsteilnehmern zunächst einen Tag lang alle zwei Stunden Blut ab und untersuchten dieses auf die Konzentration des Stresshormons Kortisol. Kortisol wird vor allem in belastenden Situationen gebildet und sorgt unter anderem dafür, dass unserem Körper in gefährlichen Situationen genug Energie für Kampf oder Flucht zur Verfügung steht. Aber auch ohne konkreten Auslöser befindet sich immer eine gewisse Basismenge davon in unserem Blut – und diese schwankt im Tagesverlauf, wie Wissenschaftler in der Vergangenheit entdeckten. Direkt nach dem Aufstehen ist der Kortisolspiegel bei gesunden Menschen in aller Regel am höchsten, bevor er dann langsam im Tagesverlauf abnimmt.

Um herauszufinden, ob das auch unsere Reaktion auf belastende Ereignisse beeinflusst, setzten Yamanaka und Kollegen ihre Probanden an einem zweiten Tag entweder morgens oder abends so richtig unter Stress: Die Teilnehmer sollten vor Publikum eine Präsentation halten und anschließend einige Kopfrechenaufgaben vor eine Jury lösen, während ihre Leistungen auf Video festgehalten wurde. Vor und nach dem Test nahmen die Forscher ihnen erneut Blut ab. Dabei entdeckten sie, dass die Versuchspersonen bei Stress am Morgen im Vergleich zum ihrem Basislevel deutlich mehr Kortisol ausschütteten – ein Zeichen für eine deutliche Stressreaktion. Abends blieb diese Reaktion hingegen weitestgehend aus.

Heißt das nun, dass wir uns mit Dingen, die uns stressen, nach Möglichkeit lieber am Abend statt am Morgen befassen sollten? Das lässt sich nicht so einfach sagen. Denn während ein chronisch erhöhter Kortisollevel zwar ungünstig sei, könne die kurzfristige Ausschüttung des Hormons uns durchaus dabei helfen, mit akuten Belastungen besser fertigzuwerden, sagen die Forscher. Eine Strategie könnte es deshalb sein, sich vor allem mit jenen Belastungen am Abend auseinanderzusetzen, deren Ursache wir nicht unmittelbar beheben können.

WEITERLESEN MIT »SPEKTRUM +«

Im Abo erhalten Sie exklusiven Zugang zu allen Premiumartikeln von »spektrum.de« sowie »Spektrum - Die Woche« als PDF- und App-Ausgabe. Testen Sie 30 Tage uneingeschränkten Zugang zu »Spektrum+« gratis:

Jetzt testen

(Sie müssen Javascript erlauben, um nach der Anmeldung auf diesen Artikel zugreifen zu können)

Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.