Direkt zum Inhalt

Genetik: Abnehmen durch braunes Fett

© Dana-Farber Cancer Institute, Shingo Kajimura
Braunes Fettgewebe | Mikroskopaufnahme von braunem Fettgewebe. Grün eingefärbt sind Öltröpfchen im Innern der Zelle. Die Zellkerne sind blau dargestellt.
Ständig überschwemmen neue und angeblich noch wirksamere Schlankheitsmittel den Diät-Markt. Allerdings halten sie meist nicht, was sie versprechen, oder haben sogar gefährliche Nebenwirkungen. Dabei könnte die Lösung so einfach sein: körpereigene braune Fettzellen. Im Gegensatz zu ihren weißen Verwandten speichern sie keine Kalorien, sondern "verheizen" sie, um Wärme zu gewinnen. So schützen sie Tiere während des Winterschlafs vor dem Erfrieren. In kleineren Konzentrationen kommen die Kalorienverbrenner auch im menschlichen Körper vor. Unter der Leitung von Bruce Spiegelmann ist es einem Forscherteam vom Dana Farber Cancer Institute in Boston (Massachusetts) nun gelungen, menschliche Hautzellen in braunes Fettgewebe umzuwandeln.

Dieses entwickelt sich normalerweise unter besonderen Bedingungen aus Vorläufern der Muskelzellen, den so genannten Myoblasten. Aus früheren Untersuchungen wussten Spiegelmann und seine Kollegen, dass das Protein PRDM16 mit darüber entscheidet, ob das geschieht. Wie sie jetzt entdeckten, fällt diese Entscheidung stets dann zugunsten der Kalorienverbrenner aus, wenn zusätzlich ein weiteres Protein namens C/EPB-ß vorhanden ist.

Das brachte die Wissenschaftler auf die Idee, zu prüfen, ob der Komplex aus den beiden Eiweißstoffen auch andere Zellen in braunes Fett verwandeln kann. Dazu schleusten sie ihn mit Hilfe von Viren in Hautzellen von Mäusen und Menschen ein. Auf Mäuse übertragen, begannen die so modifizierten Zellen tatsächlich braunes Fettgewebe zu produzieren. Damit könnte sich der Traum von so manchem Schwergewichtigen erfüllen – wäre da nicht das Problem mit der riskanten und ethisch bedenklichen Genmanipulation. Im Prinzip sollte es laut Spiegelmann jedenfalls möglich sein, Gewebe zu entfernen, mit dem Komplex zu versehen, und danach wieder einzupflanzen, damit es braunes Fettgewebe produziert, das die leidigen Pölsterchen langsam, aber stetig dahinschmelzen lässt.

Andreas Baumann

Schreiben Sie uns!

Beitrag schreiben

Wir freuen uns über Ihre Beiträge zu unseren Artikeln und wünschen Ihnen viel Spaß beim Gedankenaustausch auf unseren Seiten! Bitte beachten Sie dabei unsere Kommentarrichtlinien.

Tragen Sie bitte nur Relevantes zum Thema des jeweiligen Artikels vor, und wahren Sie einen respektvollen Umgangston. Die Redaktion behält sich vor, Zuschriften nicht zu veröffentlichen und Ihre Kommentare redaktionell zu bearbeiten. Die Zuschriften können daher leider nicht immer sofort veröffentlicht werden. Bitte geben Sie einen Namen an und Ihren Zuschriften stets eine aussagekräftige Überschrift, damit bei Onlinediskussionen andere Teilnehmende sich leichter auf Ihre Beiträge beziehen können. Ausgewählte Zuschriften können ohne separate Rücksprache auch in unseren gedruckten und digitalen Magazinen veröffentlicht werden. Vielen Dank!

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.