Verhaltensforschung: Abschreckende Grabkammern
Sind die Räume der neuen Unterkunft intakt? Großzügig bemessen? Dunkel? Selbst Ameisen inspizieren vor einem Umzug penibel die neuen Nester. Bei ihren Besichtigungsterminen beurteilen sie nicht nur den Wohnkomfort, sondern auch die hygienischen Verhältnisse kritisch.
Ist die bisherige Behausung der Kolonie zerstört, müssen sich die obdachlosen Ameisen auf Wohnungssuche begeben. Um eine geeignete Ersatzbleibe aufzuspüren, schicken die Angehörigen der Art Temnothorax albipennis einige Individuen aus ihren Reihen als Kundschafter aus. Ihre Aufgabe: Diverse qualitative und quantitative Informationen über potenzielle Räumlichkeiten zu sammeln und einzuschätzen. So bewerten die Späher beispielsweise den Bodenbereich der Höhle, die Größe, Haltbarkeit, Unversehrtheit, Dunkelheit sowie die Weite des Eingangs – bevor letztlich die kollektive Entscheidung über ein neues Zuhause fällt.
Sollten Ameisen auch bei einem Tapetenwechsel besonderen Wert auf Sauberkeit legen und womöglich exzellenten Wohnraum wegen Seuchengefahr ablehnen? Um dieser Frage auf den Grund zu gehen, zwangen Nigel Franks und seine Kollegen von der Universität Bristol T.-albipennis-Arbeiterinnen umzuziehen. Dieses Ziel erreichten sie, indem sie die oberste Schicht ihrer alten Bleibe entfernten und die Bewohnerinnen samt ihrer Brut freilegten. Als Ersatzunterkünfte boten die Forscher aus Karton gebastelte Nester mit einem Innenraum von 32 mal 24 Millimetern an.
Das Ergebnis der Nestvisiten: Zehn der 15 Kolonien entschieden sich zweimal für die Bauten mit dem Fußbodenbelag aus Siliziumkarbid, während keine Kolonie die Räume mit Ameisenleichen zweimal auswählte. Eine Kolonie splittete sich indes auf: 48 Stunden nach Beginn des Experimentes fand sich in beiden Ersatzwohnungen Brut. Offenbar zogen die Insekten die "keimfreien" Zimmer eindeutig den Grabkammern vor.
Sollten bei den Wohnungsinspektionen verstorbene Artgenossen aus dem eigenen Nest genauso abstoßend sein wie solche aus fremden Kolonien? Um dies herauszufinden, töteten die Wissenschaftler zunächst zufällig herausgepickte Arbeiterinnen aus den einzelnen Kolonien und platzierten jeweils deren Kadaver sowie einzelne Körperteile in dem einen Bau. Den alternativen Wohnraum statteten sie wiederum mit Siliziumkarbid-Körnchen aus. Vor die Wahl gestellt entschieden sich alle 20 Testkolonien für die hygienisch einwandfreie Bleibe.
Doch sind tatsächlich die toten Ameisen ausschlaggebend für die ablehnende Haltung? Oder sind eventuell nur die Siliziumkarbid-Partikel besonders anziehend? Schließlich könnte derartiger Kies nützlich sein, um beispielsweise den Nesteingang zur besseren Verteidigung zu verengen. In einem weiteren Experiment testeten die Forscher deshalb, ob 20 auswandernde Kolonien eher einen Raum mit dem potenziellen Baumaterial oder ein leeres Pappzimmer bevorzugen.
Die Ameisen zeigten keine besondere Vorliebe für einen Nesttyp: Während zehn Kolonien die Wohnung mit Siliziumkarbid bezogen, entschieden sich sechs für die Unterkunft ohne jegliches Dekor, vier teilten sich gar auf die unterschiedlichen Kammern auf. Folglich machten die verstreuten Körnchen eine Behausung nicht attraktiver.
Wie die Versuchsergebnisse belegen, meiden die T.-albipennis-Arbeiterinnen tatsächlich ideale Wohnräume mit Leichen von Artgenossen – unabhängig von deren Herkunft. Ein Verhalten, das Hygienebewusstsein demonstriert. "Diese Entdeckung fügt eine weitere Kategorie zu der außergewöhnlich langen Liste von Nest-Eigenschaften hinzu, die Ameisen bewerten", heben die Wissenschaftler hervor. Und nicht zuletzt zeigt die Studie, wie wichtig es für soziale Insekten ist, drohenden Krankheitsquellen aus dem Weg zu gehen.
Auf ihren Erkundungstouren stößt die Ameisenvorhut mitunter auf ehemals bewohnte Nester, die nunmehr leer stehen. Doch hier sollten die Arbeiterinnen sorgfältig zwischen den Kosten und Nutzen abwägen: Schließlich könnten diese Unterkünfte noch immer mit Keimen verseucht und somit eine Quelle von Krankheiten sein – ein offensichtlicher Nachteil. Von Blattschneiderameisen ist bekannt, dass ihre Sterbensrate hochschnellt, wenn sich Müll inklusive toter Artgenossinnen in der Kolonie anhäuft. Kein Wunder also, dass viele soziale Insekten Hygiene großschreiben.
Sollten Ameisen auch bei einem Tapetenwechsel besonderen Wert auf Sauberkeit legen und womöglich exzellenten Wohnraum wegen Seuchengefahr ablehnen? Um dieser Frage auf den Grund zu gehen, zwangen Nigel Franks und seine Kollegen von der Universität Bristol T.-albipennis-Arbeiterinnen umzuziehen. Dieses Ziel erreichten sie, indem sie die oberste Schicht ihrer alten Bleibe entfernten und die Bewohnerinnen samt ihrer Brut freilegten. Als Ersatzunterkünfte boten die Forscher aus Karton gebastelte Nester mit einem Innenraum von 32 mal 24 Millimetern an.
Zehn Zentimeter entfernt vom bisherigen Zuhause standen 15 auswandernden Kolonien in jeweils zwei Versuchsdurchgängen zwei Papphäuser zur Auswahl: eines, in dem sich Haufen aus toten fremden Ameisen sowie einzelnen Körperteilen auftürmten, und eines mit ausgestreutem Siliziumkarbid zur Kontrolle. Mithilfe dieser vergleichbar großen Körnchen wollten die Forscher überprüfen, ob die Tiere generell Trümmerbruchstücke in potenziellen Wohnungen meiden – sei es, weil diese Raum beanspruchen oder beseitigt werden müssten.
Das Ergebnis der Nestvisiten: Zehn der 15 Kolonien entschieden sich zweimal für die Bauten mit dem Fußbodenbelag aus Siliziumkarbid, während keine Kolonie die Räume mit Ameisenleichen zweimal auswählte. Eine Kolonie splittete sich indes auf: 48 Stunden nach Beginn des Experimentes fand sich in beiden Ersatzwohnungen Brut. Offenbar zogen die Insekten die "keimfreien" Zimmer eindeutig den Grabkammern vor.
Sollten bei den Wohnungsinspektionen verstorbene Artgenossen aus dem eigenen Nest genauso abstoßend sein wie solche aus fremden Kolonien? Um dies herauszufinden, töteten die Wissenschaftler zunächst zufällig herausgepickte Arbeiterinnen aus den einzelnen Kolonien und platzierten jeweils deren Kadaver sowie einzelne Körperteile in dem einen Bau. Den alternativen Wohnraum statteten sie wiederum mit Siliziumkarbid-Körnchen aus. Vor die Wahl gestellt entschieden sich alle 20 Testkolonien für die hygienisch einwandfreie Bleibe.
Doch sind tatsächlich die toten Ameisen ausschlaggebend für die ablehnende Haltung? Oder sind eventuell nur die Siliziumkarbid-Partikel besonders anziehend? Schließlich könnte derartiger Kies nützlich sein, um beispielsweise den Nesteingang zur besseren Verteidigung zu verengen. In einem weiteren Experiment testeten die Forscher deshalb, ob 20 auswandernde Kolonien eher einen Raum mit dem potenziellen Baumaterial oder ein leeres Pappzimmer bevorzugen.
Die Ameisen zeigten keine besondere Vorliebe für einen Nesttyp: Während zehn Kolonien die Wohnung mit Siliziumkarbid bezogen, entschieden sich sechs für die Unterkunft ohne jegliches Dekor, vier teilten sich gar auf die unterschiedlichen Kammern auf. Folglich machten die verstreuten Körnchen eine Behausung nicht attraktiver.
Wie die Versuchsergebnisse belegen, meiden die T.-albipennis-Arbeiterinnen tatsächlich ideale Wohnräume mit Leichen von Artgenossen – unabhängig von deren Herkunft. Ein Verhalten, das Hygienebewusstsein demonstriert. "Diese Entdeckung fügt eine weitere Kategorie zu der außergewöhnlich langen Liste von Nest-Eigenschaften hinzu, die Ameisen bewerten", heben die Wissenschaftler hervor. Und nicht zuletzt zeigt die Studie, wie wichtig es für soziale Insekten ist, drohenden Krankheitsquellen aus dem Weg zu gehen.
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