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Bedrohte Art: Abwasser tötet Titicaca-Hodensackfrösche

Das Massensterben einer bedrohten Art beleuchtet die schleichende Umweltkatastrophe am Titicacasee in Peru. Die Bevölkerung hofft auf eine Kläranlage.
Blick auf die Bauchseite des Frosches. Die schrumpeligen Hautlappen sind für den eigenwilligen Spitznamen des Tieres verantwortlich. Allerdings ist der Bauch weiß, eine Farbe, die Hodensäcke meist nicht haben.

In Peru sind etwa 10 000 Exemplare des ohnehin schon vom Aussterben bedrohten Titicaca-Riesenfrosches (Telmatobius culeus), wegen seines eigenwilligen Aussehens auch als Hodensackfrosch tituliert, gestorben. Das berichten Umweltaktivisten aus der Region um den Fluss Coates, der in den Titicacasee mündet. Nach ihren Angaben flossen erhebliche Mengen ungeklärte städtische Abwässer in den Fluss, so dass auf einer Länge von etwa 50 Kilometern tote Frösche die Ufer des Flusses säumten. Fachleute der peruanischen Nationalen Wald- und Wildtierbehörde SEFOR wollten das nicht bestätigen. Die von ihnen gefundenen toten Tiere sollen jetzt von Amphibienfachleuten im Zoo von Denver untersucht werden, um die Todesursache herauszufinden. Die Bevölkerung der Region leidet seit Jahren unter der Umweltverschmutzung am Titicacasee. Sie hofft nun, dass die Bedrohung für den seltenen Frosch die peruanischen Behörden dazu bewegt, eine Verbesserung der Situation anzustreben.

Der Titicaca-Hodensackfrosch gehört mit bis zu einem Kilogramm Körpergewicht zu den größeren Froscharten. Seinen Namen verdankt er seinem schrumpelig-faltigen Bauch, dessen herabhängende Hautlappen ihm helfen, mehr Sauerstoff aus der umgebenden Luft zu absorbieren. Das ist eine Anpassung an die dünne Luft in über 3800 Metern Höhe. Das Sterben der unter Artenschutz stehenden Frösche ist nur die jüngste Konsequenz der seit Jahren starken Verschmutzung des Titicacasees. Für die Menschen an seinen Ufern sei die Situation längst unerträglich, so das "Komitee gegen die Verschmutzung des Coata", das 100 tote Frösche in die Provinzhauptstadt Puno brachte, um gegen die Situation zu protestieren. Verantwortlich für das Problem seien die lokalen Behörden, die das Verschmutzungsproblem und Forderungen der Bevölkerung nach einer Kläranlage in der Region bisher ignorierten.

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