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Academic Freedom Index: Freiheit in der Wissenschaft sinkt weltweit

Freie Forschung ist in vielen Teilen der Welt nicht möglich. Das wurde im Jahr 2020 nicht besser: Schuld sind politische Konflikte und die Coronapandemie.
Der digitale Unterricht während der Pandemie erleichtert Überwachung

Nur rund ein Fünftel aller Menschen weltweit lebt in Ländern, die die Freiheit der Wissenschaft schützen. Das geht aus dem neuen Academic Freedom Index (AFi) hervor, der jährlich erhoben wird. Für den Index befragt ein Expertenteam Forscher weltweit über ihre Situation und bewertet anhand der Aussagen die Wissenschaftsfreiheit in den einzelnen Staaten.

In diesem Jahr berichteten besonders Wissenschaftler aus Belarus, Hongkong, Sri Lanka und Sambia von deutlichen Einschränkungen in ihrer wissenschaftlichen Freiheit. Das Team um Katrin Kinzelbach von der Universität Erlangen-Nürnberg macht dafür forschungsfeindliche Regierungsentscheidungen in diesen Ländern verantwortlich.

Die Forschungsfreiheit kann indirekt eingeschränkt sein, wenn die gesamtpolitische Situation in einzelnen Ländern problematisch ist. Proteste wie 2020 in Belarus führten dann dazu, dass sich auch das Klima an den Universitäten verschlechtere, schreiben die Wissenschaftler. In Polen habe im vergangenen Jahr die Überwachung auf dem Campus zugenommen. Hochschulen sind oft besonders betroffen, weil Protest- und Oppositionsbewegungen gerade innerhalb der Studierendenschaft und im Lehrkörper der Fakultäten Unterstützer finden.

Auch die Covid-19-Pandemie könne die Wissenschaft unfreier gemacht haben, denn der Umstieg auf digitale Kommunikation erleichtere Überwachung und Selbstzensur. Deutschland befindet sich laut AFi zusammen mit Österreich, Italien und Belgien im Spitzenbereich.

Seit einigen Jahren können sich weltweit die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler immer weniger offen zu politisch relevanten Fragen äußern. Ablesbar ist dies daran, dass der Index im Bereich freie Meinungsäußerung seit 2013 stetig fällt. Auf der ganzen Welt würden sich Gesellschaften zunehmend polarisieren, wodurch die Forschung laut Kinzelbach zunehmend eingeschränkt werde. Um ein realistischeres Bild der akademischen Landschaft zu zeichnen, raten die Experten dazu, den AFi im internationalen Hochschulranking miteinzubeziehen. In der angepassten Rangliste würde beispielsweise die Universität Peking von Platz 23 auf Platz 65 abfallen.

Für den aktuellen Index haben die Forscher Zahlen von 175 Ländern aus dem Zeitraum von 1900 bis 2020 ausgewertet. Knapp 2000 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler wurden weltweit befragt, wie frei sie lehren und forschen können, ob sie sich uneingeschränkt untereinander austauschen können, ob ihr Campus aus politisch motivierten Gründen überwacht wird, wie unabhängig ihre Universität ist und wie offen sie zu politischen Fragen Stellung beziehen können.

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