News: Achillesferse des Wurms
"Der erwachsene Wurm lebt in Knoten, kleinen Abkapselungen im Gewebe, die ihn vor dem Immunsystem schützen und wo er seine Nachkommen bildet", berichtet Alfons Renz von der Universität Tübingen. In dieser sicheren Enklave lernen die Wurmkinder offenbar auch, wie die Körperabwehr ausgehebelt werden kann. Nur wenige schaffen schließlich den Absprung auf die Mücke, der Rest der Larven vegetiert dahin – und stellt die eigentliche Gesundheitsgefahr dar: Das Immunsystem reagiert heftig auf die unliebsame Besiedelung und schädigt neben den Würmern auch das eigene Gewebe. Dabei besonders betroffen ist der Sehnerv, was schließlich nach Jahren der Infektion zur Erblindung führt. Wird der Wurmbefall frühzeitig festgestellt, können Medikamente zumindest die Wurmlarven angreifen und die gefürchtete Immunreaktion abfangen. Weil aber die ausgewachsenen Würmer selbst gegen die Arzneien immun sind und ständig neue Nachkommen erzeugen, müssen die Patienten zeitlebens behandelt werden.
Jetzt könnte aber eine andere Angriffstelle des Parasiten die Wende bringen: Der Wurm selbst, so fanden die Tübinger Forscher heraus, ist seinerseits auf Bakterien angewiesen, die in ihm leben: "Diese so genannten Wolbochia-Bakterien scheinen dem Wurm bei der Abwehr des Immunsystems zu helfen", erklärt Renz. Bei der Behandlung mit Tetrazyklin-Antibiotika, die diese Mikroorganismen abtöten, habe sich gezeigt, dass gleichzeitig auch Onchocerca zu Grunde gehe. Zwar sind die Tetrazykline bereits altbewährte Heilmittel, doch wurden sie bislang als wirkungslos gegen Parasiten eingestuft. Mit der Entdeckung der Beziehung zwischen Parasit und Bakterien könnte sich dies jedoch zukünftig ändern.
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