Immunisierung: Ältere Tuberkulose-Impfstoffe wirksamer als jüngere?
Die unterschiedliche Wirksamkeit von Tuberkulose-Impfstoffen könnte auf genetische Unterschiede zwischen den Erregerstämmen zurückgehen.
Die unterschiedliche Wirksamkeit von Tuberkulose-Impfstoffen könnte auf genetische Veränderungen zurückgehen, die sich im Laufe der Zeit in den einzelnen Stämmen angesammelt haben. Zu diesem Schluss kamen Stewart Cole vom Pasteur-Institut und seine Kollegen, als sie das Erbgut in zehn verschiedenen Tb-Vakzinen analysierten.
Tuberkulose-Impfstoffe gehen noch heute auf die so genannte BCG-Vakzine (Bacille Calmette-Guérin) zurück, die Anfang des 20. Jahrhunderts aus Rindertuberkelbakterien entwickelt wurde. Diese Impfung schützt zwar Kinder vor Tuberkulose, bei Erwachsenen jedoch zeigen sich sehr unterschiedliche Ergebnisse.
Cole und seine Kollegen untersuchten nun die genetische Zusammensetzung und die Genexpressionsmuster von zehn BCG-Stämmen. Dabei fehlten zum Beispiel einem häufig verwendeten Stamm 133 Gene im Vergleich zu einem anderen. Ältere Stämme, so schließen die Wissenschaftler, sollten dem Ursprungsimpfstoff am nächsten stehen und daher auch die stärkste Immunreaktion auslösen.
Die genetischen Veränderungen seien Folge der weltweiten Weitergabe und Verbreitung der Impfstoffe. Früher konnten die Impfstoffe noch nicht gefriergetrocknet werden, sondern wurden auf Kartoffelscheiben gezüchtet. Dies könnte bereits den Verlust einiger Gene bewirkt haben. Auch unterschiedliche Umweltbedingungen in den Laboratorien boten reichlich Anlass zur Mutation, so die Forscher.
Schon länger werden genetische Veränderungen als Ursache für die abnehmende Wirksamkeit der Tb-Impfung vermutet. Womöglich habe die bevorzugte Verwendung von weniger Narben verursachenden Impfstoffen solche selektiert, die weniger wirksam sind.
Doch es gibt auch Widerspruch: So weist Marcus Horwitz von der Universität von Kalifornien in Los Angeles darauf hin, dass Metaanalysen bislang keine Effizienzunterschiede zwischen Vakzine-Stämmen offenbart haben. Und Hazel Dockrell von der Londoner Hochschule für Hygiene und Tropenmedizin erklärt, dass ein und derselbe Stamm an verschiedenen Orten unterschiedliche Wirksamkeit zeigen kann.
Laut der Weltgesundheitsorganisation waren im Jahr 2004 fast neun Millionen Menschen mit Tuberkulose infiziert, insgesamt 1,7 Millionen Menschen starben daran. Ein Drittel der Infizierten lebt in Südostasien. Bei den Pro-Kopf-Zahlen am stärksten betroffen aber ist das südliche Afrika, wo 518 Infizierte pro 100 000 Einwohner leben und im Gegensatz zu allen sonstigen Kontinenten die Zahlen noch immer steigen – wenn auch inzwischen langsamer. Hier gibt es einen engen Zusammenhang mit der Ausbreitung des HI-Virus.
Auch in Osteuropa hatte die Zahl der Infizierten in den 1990er Jahren zunächst zugenommen, sie geht seit 2001 jedoch wieder zurück. Jeder Betroffene mit aktiver Tb infiziert im Laufe eines Jahres 10 bis 15 andere Personen. (af)
Tuberkulose-Impfstoffe gehen noch heute auf die so genannte BCG-Vakzine (Bacille Calmette-Guérin) zurück, die Anfang des 20. Jahrhunderts aus Rindertuberkelbakterien entwickelt wurde. Diese Impfung schützt zwar Kinder vor Tuberkulose, bei Erwachsenen jedoch zeigen sich sehr unterschiedliche Ergebnisse.
Cole und seine Kollegen untersuchten nun die genetische Zusammensetzung und die Genexpressionsmuster von zehn BCG-Stämmen. Dabei fehlten zum Beispiel einem häufig verwendeten Stamm 133 Gene im Vergleich zu einem anderen. Ältere Stämme, so schließen die Wissenschaftler, sollten dem Ursprungsimpfstoff am nächsten stehen und daher auch die stärkste Immunreaktion auslösen.
Die genetischen Veränderungen seien Folge der weltweiten Weitergabe und Verbreitung der Impfstoffe. Früher konnten die Impfstoffe noch nicht gefriergetrocknet werden, sondern wurden auf Kartoffelscheiben gezüchtet. Dies könnte bereits den Verlust einiger Gene bewirkt haben. Auch unterschiedliche Umweltbedingungen in den Laboratorien boten reichlich Anlass zur Mutation, so die Forscher.
Schon länger werden genetische Veränderungen als Ursache für die abnehmende Wirksamkeit der Tb-Impfung vermutet. Womöglich habe die bevorzugte Verwendung von weniger Narben verursachenden Impfstoffen solche selektiert, die weniger wirksam sind.
Doch es gibt auch Widerspruch: So weist Marcus Horwitz von der Universität von Kalifornien in Los Angeles darauf hin, dass Metaanalysen bislang keine Effizienzunterschiede zwischen Vakzine-Stämmen offenbart haben. Und Hazel Dockrell von der Londoner Hochschule für Hygiene und Tropenmedizin erklärt, dass ein und derselbe Stamm an verschiedenen Orten unterschiedliche Wirksamkeit zeigen kann.
Laut der Weltgesundheitsorganisation waren im Jahr 2004 fast neun Millionen Menschen mit Tuberkulose infiziert, insgesamt 1,7 Millionen Menschen starben daran. Ein Drittel der Infizierten lebt in Südostasien. Bei den Pro-Kopf-Zahlen am stärksten betroffen aber ist das südliche Afrika, wo 518 Infizierte pro 100 000 Einwohner leben und im Gegensatz zu allen sonstigen Kontinenten die Zahlen noch immer steigen – wenn auch inzwischen langsamer. Hier gibt es einen engen Zusammenhang mit der Ausbreitung des HI-Virus.
Auch in Osteuropa hatte die Zahl der Infizierten in den 1990er Jahren zunächst zugenommen, sie geht seit 2001 jedoch wieder zurück. Jeder Betroffene mit aktiver Tb infiziert im Laufe eines Jahres 10 bis 15 andere Personen. (af)
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