Mittelalterliches Thüringen: Älteste Darstellung einer Marienkrönung entdeckt
Im hohen Mittelalter war die Krönung Marias ein beliebtes Motiv in der bildenden Kunst. Eine besonders alte Malerei mit diesem Thema konnten Denkmalpfleger nun in einer Kirche der Stadt Altenburg in Ostthüringen rekonstruieren. Das Original zeigte einst, wie Christus seiner Mutter im Himmel die Krone aufsetzt – für das 12. Jahrhundert ist diese Darstellung einmalig.
Das stark beschädigte Bild kam bei Sanierungsarbeiten in der ehemaligen Stiftskirche St. Marien zum Vorschein, die von den Altenburgern wegen ihrer markanten Doppeltürme auch liebevoll "Rote Spitzen" genannt wird. Bei der Sanierung nahmen die Arbeiter die Wand vor der Apsis im Südturm ab, hinter der sich die Malerei verbarg. Da Bereiche des Bildwerks schon vorher sichtbar waren, rechneten die Experten vom Altenburger Schlossmuseum bereits damit, hier fündig zu werden.
Das Motiv, das sich nach aufwändiger Dokumentation und Restaurierung aus den Farbresten rekonstruieren ließ, überraschte die Denkmalpfleger allerdings. Zu sehen ist der thronende Christus, der seine ebenfalls thronende Mutter krönt. Analysen von Putz und Mauerstruktur ergaben, dass die Malerei zur ersten Bauphase der Roten Spitzen gehörte. Auch stilistisch ordneten die Forscher das Werk vorerst in eine ähnliche Zeit ein: das späte 12. Jahrhundert.
Damit reiht es sich in die frühen französischen Darstellungen der Marienkrönung ein, die um 1200 beispielsweise auch in Kirchen von Senlis oder Paris entstanden waren. Bilder, in denen Christus selbst – und nicht etwa ein Engel – seine Mutter krönt, sind aber bisher erst aus dem 13. Jahrhundert bekannt. Die Malerei könnte somit die älteste sein, die ein derartiges Motiv zeigt. Die Vorstellung von der Krönung Marias stammt ursprünglich aus der Liturgie des Fests der Himmelfahrt. Symbolisch bietet Jesus ihr mit der Krone die Teilhabe an seiner Herrschaft an.
Bereits im Jahr 2007 war in den Roten Spitzen eine seltene Christusmalerei aufgetaucht, die zu den ältesten Wandbildern in Thüringen zählt. Aktuell zieht noch ein weiteres Bild im Nordturm der Kirche das wissenschaftliche Interesse auf sich: Die Malerei zeigt womöglich den Stauferkaiser Barbarossa. In seinem Beisein war St. Marien 1172 geweiht worden.
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