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Archäologie: Älteste Flöte von Homo sapiens

Knochenflöte
Schon vor gut 35000 Jahren erklang Musik in der Schwäbischen Alb: Höhlenbewohner spielten – vielleicht am Feuer sitzend – auf einer Flöte. Das aus dem Flügelknochen eines Gänsegeiers geschnitzte Instrument haben Archäologen um Nicholas Conard von der Universität Tübingen kürzlich in der Höhle vom Hohle Fels entdeckt, die etwa 20 Kilometer westlich von Ulm liegt. Es zählt zu den ältesten seiner Art.

Die Flöte verfügt über fünf Grifflöcher. Als Mundstück dienten zwei tiefe V-förmige Kerben. Obwohl sie in zwölf Stücke zerbrochen war, ist die Flöte sehr gut erhalten. Die Forscher fanden sie in der untersten Schicht des so genannten Aurignacien – der ältesten europäischen Kultur, die mit dem Homo sapiens in Verbindung gebracht wird. Außerdem entdeckten die Archäologen behauene Steine, bearbeitetes Elfenbein und verbrannte Knochen von Rentieren, Mammuts und Höhlenbären. Nur Menschenknochen fanden sich bislang nicht. Trotzdem geht Conard davon aus, dass moderne Menschen – und nicht etwa Neandertaler – das Instrument einst herstellten. Diese wanderten damals entlang der Donau in die Region ein.

Nur 70 Zentimetern entfernt von der Knochenflöte hatten die Archäologen kürzlich eine Frauenfigur, die "Venus vom Hohle Fels" gefunden. Conard hält einen Zusammenhang zwischen beiden Funden für möglich: Vielleicht sei das Aufflammen einer musikalischen Tradition von der Herstellung figürlicher Kunst begleitet gewesen. Musik könnte außerdem den sozialen Zusammenhalt der steinzeitlichen Gemeinschaften gestärkt und einen großen Einfluss auf die Entwicklung der Kommunikation gehabt haben – was nicht zuletzt das Anwachsen der Bevölkerung unterstützte und so die konservativeren, vor etwa 30000 Jahren ausgestorbenen Neandertaler ins Hintertreffen brachte.

Tabea Rueß

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