Bielersee: Älteste Pfahlbausiedlung mit Verteidigungsanlage
Die Pfahlbausiedlung am Schweizer Bielersee ist über 5000 Jahre alt – und war einst von einer mächtigen Palisade umgeben. Irgendwann versank der steinzeitliche Ort im Wasser – jetzt wurde er im Schweizerischen Sutz-Lattrigen von Archäologen entdeckt.
Seine Verteidigungsanlage ist außergewöhnlich: "Etwas Vergleichbares gibt es bislang nirgends in Mitteleuropa", erzählt Albert Hafner vom Archäologischen Dienst des Kantons Bern. Denn obwohl es Pfahlbausiedlungen bereits im 5. Jahrtausend v. Chr. gab, sind ähnliche Wehranlagen bislang nur aus der frühen Bronzezeit bekannt – also rund 1500 Jahre jünger. Solche Schutzwälle zeugen in der Regel von lang anhaltenden und immer wieder aufflammenden Konflikten.
Deshalb könnte die zum Teil sieben Meter breite Verteidigungsanlage ein neues Licht auf das soziale Verhalten der frühen Seeländer werfen: Möglicherweise bestanden Feindschaften mit Nachbardörfern oder anderen Gruppen.
Während viele Pfahlbausiedlungen ursprünglich auf dem trockenen Festland in der Nähe eines Sees oder Flusses standen, wo die Pfähle vor den Frühjahrsüberschwemmungen und dem schwankenden Wasserspiegel schützten, wurden andere bewusst im Wasser erbaut. Möglicherweise zwang im Alpenvorland – denn hier wurden die meisten Dörfer dieser Art ausgegraben – schlichtweg die dichte Besiedlung zum Ausweichen aufs Wasser. Vielleicht fühlten sich die Siedler hier auch sicherer, schließlich war das Umland von hier leicht einsehbar und der Zugang zur Siedlung erschwert.
Das Dorf in Sutz-Lattrigen entstand ungefähr um 3200 v. Chr. und entwickelte sich in mehreren baulichen Phasen – es war mindestens 80 Jahre bewohnt. Am Uferabschnitt der Gemeinde Sutz-Lattrigen befinden sich insgesamt sieben prähistorische Pfahlbausiedlungen aus der Zeit zwischen 4300 und 1600 v. Chr.
Tabea Rueß
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