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Arachnologie: Älteste Spinne der Welt ist verstorben

Sie hatte ein für Spinnen wohl biblisches Alter erreicht. Dann wurde das Leben einer australischen Falltürspinne durch eine Wespe jäh beendet.
Falltürspinne

Australien trauert – zumindest der Teil des Landes, der Spinnen aufgeschlossen gegenübersteht. Denn wie nun bekannt wurde, verstarb im Oktober 2016 die älteste bekannte Spinne der Welt: eine Falltürspinne der Art Gaius villosus, wie Biologen um Leanda Mason von der Curtis University in »Pacific Conservation Biology« berichten. Der ortstreue Achtbeiner war Teil einer seit 1974 laufenden Langzeitstudie, welche die australische Arachnologin Barbara York Main damals begann und die bis zum heutige Tag fortgeführt wird. »Unseres Wissens war sie die älteste Spinne der Welt, und ihr bedeutsames Leben ermöglichte uns neue Einblicke in das Verhalten und die Bestandsdynamik von Falltürspinnen«, so Mason in ihrem Nachruf.

Falltürspinnen verlassen nach dem Schlüpfen das Nest ihrer Mutter und graben sich eigene Erdhöhlen, die sie mit Spinnenseide auskleiden und mit einem Deckel verschließen. Darunter lauern sie auf Opfer, die sie dann blitzschnell erbeuten und unter die Erde ziehen. Weibliche Tiere verlassen ihr Loch zeitlebens nicht und erobern oder besetzen dadurch auch keine fremden Höhlen. Wird ihr Unterschlupf beschädigt, bessern sie diesen aus. Und ihre Höhle wird auch nicht von Artgenossen übernommen, wenn sie sterben. Die Biologen schließen daher aus, dass in den vergangenen Jahrzehnten eine andere Falltürspinne den Bau der Matriarchin übernommen haben könnte.

Aber auch Falltürspinnen haben natürliche Feinde. Deshalb haben Mason und Co eine parasitäre Schlupfwespe im Verdacht, die ihren Schützling getötet haben könnte. Entsprechende Schäden haben sie am Deckel des Baus ausmachen können: Er war durchlöchert, wie dies für diese Schlupfwespen üblich ist, und wurde nicht mehr repariert. Die Insekten dringen in die Höhlen ein und legen ihre Eier in der betäubten Spinne ab; die Larven konsumieren dann nach dem Schlüpfen den Körper. »Da wir die Spinne sechs Monate zuvor noch lebend angetroffen haben, berichten wir nun den Tod der sehr alten Matriarchin im Alter von 43 Jahren«, schreiben die Forscher.

Ihr Studienobjekt gehört zu den stammesgeschichtlich ältesten Spinnenfamilien der Erde, die bereits in der Trias vor mehr als 200 Millionen Jahren entstanden und sich bis heute nahezu unverändert gehalten haben. Das hohe Lebensalter ihres Studienobjekts führen Mason und ihr Team unter anderem auf den langsamen Stoffwechsel der Art zurück, die versteckt im Buschland leben und für Menschen ungefährlich sind. Bisher galten Vogelspinnen sowie Tasmanische Höhlenspinnen als die Achtbeiner mit der höchsten Lebenserwartung: Erstere können in Terrarien über 20 Jahre leben, bei den Höhlenspinnen gehen Vermutungen von bis zu 40 Jahren Lebenserwartung aus. Doch hier fehlen gesicherte Daten.

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