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Städtebau: Ältestes Fachwerkhaus Thüringens in Erfurt entdeckt

Bauhistoriker sind in Erfurt auf ein Haus aus dem 13. Jahrhundert gestoßen. Häuser aus dieser Zeit sind rar in Deutschland: Johannes Cramer von der Technischen Universität Berlin schätzt, dass etwa noch 200 bis 300 Gebäude diesen Alters zwischen Rhein und Elbe existieren. Das älteste Haus im Land Brandenburg beispielsweise stammt erst aus dem Jahre 1404.

Dendrochronologische Untersuchungen von Mitarbeitern und Studierenden des Fachgebietes Bau- und Stadtbaugeschichte unter Leitung von Cramer hatten ergeben, dass das Holz im Jahre 1295 geschlagen worden war. Da zu jener Zeit das Baumaterial sofort verbaut wurde, kann das Gebäude in dieses Jahr datiert werden. Es war ursprünglich als als Speicher errichtet worden, diente aber ab dem 17./18. Jahrhundert als Wohnhaus.

Konstruktion des Fachwerkhauses | Aus der detallierten Untersuchung und Dokumentation des vorhandenen Fachwerks konnten die Forscher die Fachwerkkonstruktion des Hauses erschließen.
Aber nicht nur das Alter des Hauses ließ die Wissenschaftler staunen. Hinter der nichtssagenden Fassade des Gebäudes verbargen sich noch weitere Schätze, die erst durch die bauhistorischen Forschungen der TU-Wissenschaftler ans Licht kamen. Die Besonderheit des Gebäudes wird durch eine Ankerbalkenkonstruktion, doppelte Kopfstreben und ein Sparrendach mit doppeltem Kehlbalken bestimmt. Erstmalig konnte ein hölzerner Spitzbogen für das Portal nachgewiesen werden. Bislang war ein solches architektonisches Element für diese Zeit unbekannt. Höchst ungewöhnlich ist auch, dass drei Viertel der hochmittelalterlichen Fachwerkkonstruktion erhalten blieben. Normalerweise sind es bei solch alten Häusern nur ein Viertel bis ein Drittel, erklärt Cramer.

Die Ergebnisse der Forschungen versetzen die Wissenschaftler schließlich in die Lage, Empfehlungen auszusprechen für einen kompetenten Umgang mit einem solchen historischen Bauwerk. Im Falle des Gebäudes in der Erfurter Regierungsstraße 3 plädiert Cramer dafür, als Ergebnis der Restaurierung des Hauses die Vielschichtigkeit seiner Veränderungen, "also den Lauf der Zeit sichtbar zu machen". Zwar werde richtiger- und konsequenterweise die Fachwerkkonstruktion unter Denkmalschutz gestellt, bei der Restaurierung aber den Fokus einzig auf die Zeit von 1295 zu richten, würde der Geschichte des Bauwerkes nicht gerecht werden, sagt Cramer.

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