Direkt zum Inhalt

Evolution der Arten: Ältestes Fossil eines Tieres mitsamt Spur entdeckt

Die versteinerten Überreste der wurmähnlichen Kreatur sind ein weiteres Indiz für tierisches Leben vor der kambrischen Explosion.
Versteinerte Spuren von Yilingia spiciformis, einem wurmähnlichen Wesen aus dem Präkambrium

Ein wurmähnliches Wesen verbindet die noch wenig tierähnlichen Lebewesen im Präkambrium mit den Tieren im Kambrium. Forschende um den Geobiologen Shuhai Xiao von der Virginia Tech University in Blacksburg fanden 35 versteinerte Fossilien, zwischen 0,5 bis 2,5 Zentimeter dick und 27 Zentimeter lang, in einem Gebirge nahe dem Fluss Jangtsekiang in China. Ihre Analyse haben sie jetzt in der Fachzeitschrift »Nature« veröffentlicht.

Die Exemplare der Art Yilingia spiciformis beendeten ihr Leben vor geschätzten 551 bis 539 Millionen Jahren im schlammigem Meeresboden. Sie hatten einen Kopf, aber kein hartes Skelett – »ziemlich wurmartig«, kommentiert Shuhai Xiao. Die anatomischen Ähnlichkeiten ihres symmetrischen und segmentierten Körpers mit jüngeren, kambrischen Arten sprächen gegen die beliebte Vorstellung von einem Big Bang der Arten im Kambrium.

»Es ist bei Weitem das älteste bekannte segmentierte und bewegliche Tier, das eine lange und durchgängige Spur hinterlassen konnte«, erklärt der Forscher. Die ersten versteinerten Belege dafür, dass sich Tiere fortbewegten, stammen aus dem späten Ediacarium vor 580 bis 539 Millionen Jahren. Bisher gelang es allerdings nicht, die zugehörigen Tiere zu identifizieren. Unter den neuen Funden befand sich jedoch ein so genanntes Mortichnium, eine versteinerte Spur, die ein Tier direkt vor seinem Tod hinterließ und die man ihm daher zuordnen kann.

Ausgrabungsort von Yilingia spiciformis im Süden Chinas | Einst war dieser Ort in den Bergen nahe dem Jangtsekiang ein schlammiger Meeresboden.

Der Fund könnte unsere Vorstellungen von den frühen Anfängen tierischen Lebens über den Haufen werfen, kommentiert »Nature«. Laut der Theorie von der kambrischen Explosion erschienen Tiere vor rund 539 Millionen Jahren ziemlich plötzlich auf der Bühne des Lebens – gemessen an der Dauer der Erdgeschichte. Shuhai Xiao bezeichnet die neuen Yilingia-Fossilien als Bindeglied zwischen Ediacarium und dem Kambrium.

In jüngster Vergangenheit mehren sich Hinweise darauf, dass die Meere im Ediacarium voller Leben waren. Doch viele fossile Organismen aus jener Zeit wiesen eine eigentümliche Anatomie auf, die nur wenig Ähnlichkeit mit der von heutigen Tieren hatte. Yilingia spiciformis hingegen könnte ein Zeitzeuge der Evolution der Tiere Millionen Jahre vor der kambrischen Explosion sein.

WEITERLESEN MIT »SPEKTRUM +«

Im Abo erhalten Sie exklusiven Zugang zu allen Premiumartikeln von »spektrum.de« sowie »Spektrum - Die Woche« als PDF- und App-Ausgabe. Testen Sie 30 Tage uneingeschränkten Zugang zu »Spektrum+« gratis:

Jetzt testen

(Sie müssen Javascript erlauben, um nach der Anmeldung auf diesen Artikel zugreifen zu können)

Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.