Afantasie: Pupillen offenbaren fehlende Vorstellungskraft
Manche Menschen sind quasi auf dem inneren Auge blind: Sie können sich etwas, das sie nicht vor sich sehen, auch nicht bildhaft vorstellen. Forschenden der University of New South Wales in Sydney ist es nun gelungen, diese »Afantasie« erstmals physiologisch nachzuweisen, wie sie im Fachjournal »eLife« berichten.
Das Team um den Neurowissenschaftler Joel Pearson präsentierte 60 Studierenden mit teils intaktem, teils fehlendem Vorstellungsvermögen zunächst unterschiedlich helle Muster. Bei beiden Gruppen reagierten die Pupillen gleich: Mit dunkleren Bildern wurden sie größer, bei mehr Licht zogen sie sich zusammen. Anschließend sollten alle Versuchspersonen sich das gerade Gesehene noch einmal vorstellen und angeben, wie lebhaft die Erinnerung vor ihrem inneren Auge war.
Bei intaktem Vorstellungsvermögen veränderte sich dabei die Pupillengröße entsprechend der erinnerten Helligkeit sowie der Lebhaftigkeit ihrer Vorstellung. Anders sah es bei der Gruppe mit Afantasie aus: Hier regte sich nichts. Könnte es sein, dass diese gar nicht richtig versuchte, sich die Objekte vorzustellen?
Ein objektives Maß für Afantasie
Um das zu testen, variierte das Team den Schwierigkeitsgrad, indem es die Anzahl der zu imaginierenden Muster erhöhte. Es ist bekannt, dass die Pupillenweite mit der kognitiven Anstrengung zusammenhängt. Tatsächlich vergrößerte sich bei den Versuchspersonen mit Afantasie die Pupille zwar bei besonders schweren Aufgaben, aber nicht in Abhängigkeit von der Helligkeit der Muster.
»Das deutet darauf hin, dass sie tatsächlich versuchten, sich etwas vorzustellen, nur nicht auf eine bildliche Weise«, erläutert Lachlan Kay, einer der Autoren der Studie. Die Pupillenreaktion könnte also ein neues, objektives Maß für Afantasie sein. Bislang gab es das nicht, wie sein Kollege Pearson erklärt: »Eines der Probleme vieler bestehender Methoden zur Messung der bildlichen Vorstellungskraft ist, dass sie subjektiv sind. Sie beruhen auf Selbsteinschätzungen.«
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