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News: Affe mit fremdem Gen

Erst drei Monate alt, ist das kleine Rhesusäffchen schon eine Sensation: Es ist der erste gentechnisch veränderte Affe der Welt. Nun hoffen die einen, nach Mäusen auch Primaten als Modelle für menschliche Krankheiten herstellen zu können. Andere hingegen fürchten, dass noch viel mehr Affen in Zukunft die Versuchslabors bevölkern werden. ANDi, der erste im Bunde, darf jedenfalls vorerst noch unbeschadet mit seinen Käfiggenossen spielen.
Gentechnisch veränderte Bakterien, Pflanzen oder Mäuse sind in den heutigen Labors schon fast so verbreitet wie Pipetten, Bechergläser oder Bunsenbrenner. Sie dienen als Modelle für grundlegende Prozesse in den Zellen bis hin zu zahlreichen Krankheiten. Jetzt haben Forscher den Zoo transgener Tiere um ein weiteres Exemplar bereichert: einen Rhesus-Affen. Das bereits am 2. Oktober 2000 geborene Affenkind tauften die Wissenschaftler auf den Namen ANDi – als umgekehrte Buchstabenfolge für inserted DNA. Es ist der erste nicht-menschliche Primat, der erfolgreich genetisch verändert wurde (Science vom 12. Januar 2001).

Es war kein leichter Weg dorthin. Die Wissenschaftler um Gerald Schatten vom Oregon Regional Primate Research Center an der Oregon Health Sciences University schleusten mithilfe eines Virus ein Marker-Gen in 224 unbefruchtete Eizellen ein. 40 davon konnten sie erfolgreich befruchten und in 20 Affenweibchen einpflanzen. Nur fünf Tiere wurden jedoch auch tatsächlich schwanger. Von den drei geborenen Affenkindern trug nur ANDi die eingefügte DNA-Sequenz, die für das Grün-fluoreszierende Protein (GFP) codiert. Anhand der Fluoreszenz wollten die Forscher nachweisen, dass ihre Manipulation auch erfolgreich war.

Allerdings gibt es noch einen kleinen Wermutstropfen. Obwohl die Forscher die Fremd-DNA in verschiedenen Körperzellen des Tieres aufspüren konnten, fanden sie bisher keine Fluoreszenz. Sie vermuten, dass die Mengen an hergestelltem Protein entweder zu gering sind oder das Gen erst abgelesen wird, wenn ANDi etwas älter ist.

Die Wissenschaftler hoffen, dass sie mit transgenen Affen die Lücke zwischen den genetisch veränderten Mausmodellen der medizinischen Forschung und dem Menschen schließen können. Und genau das bereitet Samantha Gray vom Fund for the Replacement of Animals in Medical Research Sorgen: "Nachdem man transgene Mäuse entwickelt hatte, stieg ihre Verwendung in Laboratorien steil an. Wir befürchten daher, dass bei Primaten dasselbe geschehen könnte, nun, wo die Technik existiert."

Dave Morgan von der University of South Florida in Tampa äußert Bedenken ganz anderer Art über den Einsatz transgener Affen in der medizinischen Forschung. "Sie wären technisch gesehen ein sehr starkes Instrument, und sie würden die menschlichen Bedingungen sehr viel genauer wiedergeben, aber ich wäre besorgt über die Kosten und den Zeitaufwand, die benötigt werden, um Ergebnisse zu erzielen." Wenn Wissenschaftler also der Meinung sind, dass ein Medikament sicher ist, dann sollten sie seiner Meinung nach vom Mausmodell direkt auf klinische Studien an Menschen übergehen.

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