Primatologie: Affen sehen rot - wegen Futtersuche, nicht Partnerwahl
Dreifarbiges Sehen muss sich bei Primaten durchgesetzt haben, weil es die Futtersuche erleichterte. Eine alternative Hypothese, nach der Rot als sexuelle Signalfarbe für die Verbreitung des dritten Sehzapfens gesorgt habe, scheide demnach aus, so eine Studie von André Fernandez und Molly Morris von der Universität Ohio. Rote Körperfärbung sei eine Folge, nicht aber die Ursache des verbesserten Farbsehvermögens.
Die Forscher hatten Ergebnisse kontrollieren wollen, nach denen Rotsehen deshalb Erfolg hatte, weil es half, einen potenziellen Sexualpartner hinsichtlich seiner Gesundheit und der genetischen Ausstattung besser einschätzen zu können. Dazu verglichen sie bei 203 Primatenarten, wann und wo in ihrer Stammesgeschichte dreifarbiges Sehen beziehungsweise rote Körpermerkmale aufgetaucht sind. Fernandez und Morris stellten dabei fest, dass trichromatisches Sehen sich verbreitet hatte, lange bevor erstmalig rote Färbung auftrat. Der dritte Lichtrezeptor brachte also wohl vor allem Vorteile bei der Nahrungssuche, zum Beispiel beim Unterscheiden von reifen und unreifen Früchten.
Anschließend begünstigte dann eine gesteigerte Farbwahrnehmung, dass sich rote Haut und Körperbehaarung herausbilden konnten, so die Forscher, denn solche Attribute tauchen praktisch nur bei trichromaten Spezies auf. Verstärkt wird dieser Effekt, wenn die Primatenart zu denn Geselligen gehört, denn je komplexer das Miteinander ist, desto wichtiger werden visuelle Signale. Zum Teil haben Gestik und Farben in stärker entwickelten sozialen Lebensgemeinschaften eine so zentrale Rolle übernommen, dass alte Kommunikationswege darüber verkümmert sind – markantes Beispiel dafür ist das vomeronasale Organ, das bei einigen Primatenspezies (wie möglicherweise beim Menschen) degeneriert oder verschwunden ist.
Zu den herausstechendsten roten Locksignalen bei den Primaten zählt das Hinterteil empfangsbereiter Pavianweibchen. In Fällen wie diesem, in denen eine Eigenschaft wie das dreifarbige Sehen zu neuen Zwecken rekrutiert worden ist, kann sich das Merkmal auch dann noch in einer Art halten, wenn die ursprüngliche Ursache entfallen sein sollte. Daher gibt es auch Trichromaten, deren Speiseplan heute nicht mehr besonders von roten Früchten abhängt. (jpb)
The American Naturalist 170 (1) (2007), Abstract
©spektrumdirekt
Die Forscher hatten Ergebnisse kontrollieren wollen, nach denen Rotsehen deshalb Erfolg hatte, weil es half, einen potenziellen Sexualpartner hinsichtlich seiner Gesundheit und der genetischen Ausstattung besser einschätzen zu können. Dazu verglichen sie bei 203 Primatenarten, wann und wo in ihrer Stammesgeschichte dreifarbiges Sehen beziehungsweise rote Körpermerkmale aufgetaucht sind. Fernandez und Morris stellten dabei fest, dass trichromatisches Sehen sich verbreitet hatte, lange bevor erstmalig rote Färbung auftrat. Der dritte Lichtrezeptor brachte also wohl vor allem Vorteile bei der Nahrungssuche, zum Beispiel beim Unterscheiden von reifen und unreifen Früchten.
Anschließend begünstigte dann eine gesteigerte Farbwahrnehmung, dass sich rote Haut und Körperbehaarung herausbilden konnten, so die Forscher, denn solche Attribute tauchen praktisch nur bei trichromaten Spezies auf. Verstärkt wird dieser Effekt, wenn die Primatenart zu denn Geselligen gehört, denn je komplexer das Miteinander ist, desto wichtiger werden visuelle Signale. Zum Teil haben Gestik und Farben in stärker entwickelten sozialen Lebensgemeinschaften eine so zentrale Rolle übernommen, dass alte Kommunikationswege darüber verkümmert sind – markantes Beispiel dafür ist das vomeronasale Organ, das bei einigen Primatenspezies (wie möglicherweise beim Menschen) degeneriert oder verschwunden ist.
Zu den herausstechendsten roten Locksignalen bei den Primaten zählt das Hinterteil empfangsbereiter Pavianweibchen. In Fällen wie diesem, in denen eine Eigenschaft wie das dreifarbige Sehen zu neuen Zwecken rekrutiert worden ist, kann sich das Merkmal auch dann noch in einer Art halten, wenn die ursprüngliche Ursache entfallen sein sollte. Daher gibt es auch Trichromaten, deren Speiseplan heute nicht mehr besonders von roten Früchten abhängt. (jpb)
The American Naturalist 170 (1) (2007), Abstract
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