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Besiedlung Südasiens: Affen seit der Eiszeit auf dem Speiseplan

Die Tropen galten lange als lebensfeindliche Umgebung für den Homo sapiens. Doch bereits vor 45 000 Jahren fand er dort alles, was er zum Leben brauchte. Statt eiszeitlichem Großwild kamen nun allerdings Affen und Eichhörnchen auf den Teller - eine Umstellung, die er offenbar hervorragend meisterte.
Affenart, die unsere Vorfahren schon vor 45000 Jahren jagten.

Als vor etwa 45 000 Jahren anatomisch moderne Menschen den Südzipfel des indischen Subkontinents besiedelten, trafen sie dort auf eine ihnen unbekannte Umwelt. Statt ausgedehnter Savannen oder arktischer Tundra, wie sie sie aus Afrika beziehungsweise dem nördlichen Eurasien kannten, fanden sie dichten Urwald und statt jagdbarem Großwild vor allem kleine Affen, die als neue Fleischlieferanten herhalten mussten.

Eine gezielte Jagd auf diese flinken Baumbewohner erforderte nach Meinung von Anthropologen vor allem neue Jagdtechniken. Solche Herausforderungen hätten unsere Vorfahren möglicherweise eine Zeit lang davon abgehalten, diese Regionen zu besiedeln. Wissenschaftler um Patrick Roberts und Oshan Wedage vom Max-Planck-Institut für Menschheitsgeschichte in Jena konnten nun aber zeigen, dass Menschen bereits vor etwa 45 000 Jahren diese vermeintlich feindliche Umgebung kolonisierten, also recht bald nachdem wohl die ersten Homo sapiens vor etwa 50 000 bis 55 000 Jahren Asien besiedelt hatten. In der Fa-Hien-Höhle in Sri Lanka haben die Archäologen Spuren dieser ersten Kleinwildjäger gefunden, die dort vor allem Affen und Eichhörnchen fachmännisch zerlegten.

Fa-Hien-Höhle | Werkzeuge aus Affenknochen und -zähnen, die in den Erdschichten aus dem Jungpleistozän in der Fa-Hien-Höhle auf Sri Lanka gefunden wurden.

Etwa 15 000 Knochenfragmente haben die Forscher für ihre Studie im Fachmagazin »Nature Communications« untersucht und sind dabei auf markante Schnitt- und Brandspuren gestoßen, die sehr wahrscheinlich vom Ablösen und Zubereiten des Fleisches stammen. Doch die Tiere dienten offenbar nicht nur als Nahrung. Aus ihren Knochen stellten die Jäger auch Werkzeuge her, vermutlich sogar Jagdwaffen. Zahlreiche Knochenspitzen aus der Höhle zeigen Schäden, wie sie bei einem benutzten Geschoss zu erwarten sind.

Während sich Neandertaler und Denisova-Menschen offenbar nicht in die feuchtwarmen Regionen Asiens und Melanesiens vorgewagt hatten, scheint sich Homo sapiens recht schnell an seine neue Umwelt angepasst zu haben. Ähnlich alte Spuren wie jene aus Sri Lanka, das noch bis vor wenigen tausend Jahren mit dem Festland verbunden war, finden sich beispielsweise auf Borneo. Diese erstaunliche Anpassungsgabe ermöglichte es unseren Vorfahren, die ganze Welt besiedeln und bis heute zu überleben.

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