News: Affenpapas Liebe
Wenn es um die Weitergabe ihrer Gene geht, gelten Männchen oft als wenig kopfgesteuerte Macho-Simpel. Zu kurz gedacht: Zumindest Pavianväter übernehmen auch klassisch mütterliche Geschlechterrollen.
Liebe in Zeiten der Verhaltensforschung resultiert oftmals aus einer nüchternen Kalkulation von Kosten und Nutzen. Männchen und Weibchen kommen dabei gleichermaßen egoistisch anmutende Rollen zu: Im Streben, die eigenen Gene möglichst großflächig in kommende Generationen einzuarbeiten, suchen Männchen stets die Paarung mit möglichst vielen Weibchen – und machen sich anschließend schnellstens aus dem Staub, auf der ewigen Suche nach der Nächsten.
Weibchen setzten dagegen auf Qualität statt Quantität: Sie warten zunächst, wo immer möglich, auf den Richtigen und ziehen einen eigenen Sprössling dann langfristig liebevoll umsorgt auf. Dies natürlich stets im Hinblick auf dessen wertvolles, mütterliches Gen-Erbe.
So oder so ähnlich lauten die grundlegenden, wissenschaftlich mehr oder minder überzeugend untermauerten Geschlechterstrategien. Zu beobachten sollten sie unter anderem am Beispiel von Affengemeinschaften sein, etwa einer Gruppe von kenianischen Steppenpavianen (Papio cynocephalus) am Fuße des Kilimandscharos.
Diese ist bei Verhaltensforschern sehr beliebt: Sie wird schon so lange im Namen der Wissenschaft bespitzelt, dass sich ihre Mitglieder um menschliche Zuschauer längst nicht mehr scheren. Ein Forscherteam um Jason Buchan und Susan Alberts von der Duke University untersuchte nun die Geschlechterrollen innerhalb dieser altbekannten Affenbande etwas intensiver. Ihre neuen Erkenntnisse schütteln nun einige Stereotype männlichen Gehabes ziemlich durcheinander.
Die Forscher interessierten sich dafür, ob Affenväter sich tatsächlich nicht um ihren eigenen Nachwuchs kümmern. Für Steppenpaviane wäre dies vielleicht sogar ein verzeihlicher Makel, denn schließlich ist auch für den penibelst beobachtenden Naturwissenschaftlern unmöglich zu erkennen, wer überhaupt Vater welchen Kindes der Affengruppe sein könnte. Ursache dieser verschleierten Generationenfolge sind die recht promiskuitiven Paarungsgewohnheiten der Paviane: Nicht wenige Affen-Männchen paaren sich üblicherweise mit wirklich jedem Weibchen ihrer Gruppe. So bleibt unklar, welcher der polygamen Begatter nun welchen der resultierenden Sprösslinge zeugte.
Um zunächst Licht ins Dunkel der Affenstammbäume zu bringen, sammelten die Forscher Kotproben jedes einzelnen Affen und klärten die verworrenen Familienzusammenhänge anhand von DNA-Analysen auf. Dann beobachteten sie, ob das Verhalten der Affenmännchen gegenüber eigenen Sprösslingen sich von dem gegenüber fremdgezeugten Jungtieren unterschied.
Dabei achteten die Wissenschaftler besonders auf ein männliches Verhaltensmuster, das nicht so recht in das Bild des nach erfolgter Paarung verantwortungsscheuen Affen-Filous passen wollte: die Verteidigung von Jungtieren gegen den Angriff anderer Tiere. Eigentlich sollte ein derartig kostenintensives, selbstgefährdendes Verhalten den Männchen auch erkennbare Eigenvorteile einbringen – nur welche?
Bislang unterstellte man solcherart tapferen Männchen Motive, die beim Menschen ohne Frage als Hintergedanken bezeichnet würden: Die Affenmänner demonstrierten dadurch Fähigkeit und Fürsorglichkeit, allein um interessiert beobachtende Affenmütter für zukünftige Paarungsakte gewogen zu stimmen.
Wie die Auswertungen der Verhaltensbeobachtungen offenbarten, verteidigten die Affenmännchen aber tatsächlich Affenkinder, deren leiblicher Vater sie waren, stets weitaus heftiger. Das bedeutet zunächst einmal, dass die männliche Affen ihren eigenen Nachwuchs durchaus erkennen können.
Darüber hinaus sollte aber auch die gängige Kosten-Nutzen-Rechnung des männlichen Affenverhaltens neu bewertet werden. Dass Väter ihre Kinder mütterlich umsorgen, verkompliziert schließlich gängige Vorstellungen: Männchen sind demnach durchaus auch in der Lage, die klassisch weibliche Strategie zu verfolgen, in ihrer eigenen engeren Familien-Gruppe zu bleiben, um in das Wohlergehen des Nachwuchses zu investieren – anstatt auf althergebracht männliche Weise zwischen verschiedenen Gruppen zu wandern, um so ihre Gene weiter streuen zu können.
Woran die Affenmännchen ihre Nachkommenschaft erkennen, muss noch geklärt werden – wahrscheinlich an einer Kombination verschiedener Reize, so Alberts, etwa "Duftreizen, äußeren oder verhaltenspezifischen Ähnlichkeiten oder auch der Häufigkeit und Dauer der vorangegangenen Paarungen mit der Mutter". Ganz analog würden schließlich auch Menschen ihren eigenen Nachwuchs anhand einer Kombination vielfältig-charakteristischer Reize erkennen.
Dass diese menschliche Variante familiärer Erkennung übrigens kein perfektes System ist, offenbaren neue Schätzungen, nach denen bis zu rund 20 Prozent aller menschlichen Babys so genannte Kuckuckskinder sein dürften: dem vermeintlichen Vater untergeschoben von unerkannt bleibenden, verschwiegenen Partnern der Mutter. Vielleicht nicht das größte Problem unserer Zeit, solange die falschen Väter sich dennoch liebevoll um "ihre" Kinder kümmern.
Weibchen setzten dagegen auf Qualität statt Quantität: Sie warten zunächst, wo immer möglich, auf den Richtigen und ziehen einen eigenen Sprössling dann langfristig liebevoll umsorgt auf. Dies natürlich stets im Hinblick auf dessen wertvolles, mütterliches Gen-Erbe.
So oder so ähnlich lauten die grundlegenden, wissenschaftlich mehr oder minder überzeugend untermauerten Geschlechterstrategien. Zu beobachten sollten sie unter anderem am Beispiel von Affengemeinschaften sein, etwa einer Gruppe von kenianischen Steppenpavianen (Papio cynocephalus) am Fuße des Kilimandscharos.
Diese ist bei Verhaltensforschern sehr beliebt: Sie wird schon so lange im Namen der Wissenschaft bespitzelt, dass sich ihre Mitglieder um menschliche Zuschauer längst nicht mehr scheren. Ein Forscherteam um Jason Buchan und Susan Alberts von der Duke University untersuchte nun die Geschlechterrollen innerhalb dieser altbekannten Affenbande etwas intensiver. Ihre neuen Erkenntnisse schütteln nun einige Stereotype männlichen Gehabes ziemlich durcheinander.
Die Forscher interessierten sich dafür, ob Affenväter sich tatsächlich nicht um ihren eigenen Nachwuchs kümmern. Für Steppenpaviane wäre dies vielleicht sogar ein verzeihlicher Makel, denn schließlich ist auch für den penibelst beobachtenden Naturwissenschaftlern unmöglich zu erkennen, wer überhaupt Vater welchen Kindes der Affengruppe sein könnte. Ursache dieser verschleierten Generationenfolge sind die recht promiskuitiven Paarungsgewohnheiten der Paviane: Nicht wenige Affen-Männchen paaren sich üblicherweise mit wirklich jedem Weibchen ihrer Gruppe. So bleibt unklar, welcher der polygamen Begatter nun welchen der resultierenden Sprösslinge zeugte.
Um zunächst Licht ins Dunkel der Affenstammbäume zu bringen, sammelten die Forscher Kotproben jedes einzelnen Affen und klärten die verworrenen Familienzusammenhänge anhand von DNA-Analysen auf. Dann beobachteten sie, ob das Verhalten der Affenmännchen gegenüber eigenen Sprösslingen sich von dem gegenüber fremdgezeugten Jungtieren unterschied.
Dabei achteten die Wissenschaftler besonders auf ein männliches Verhaltensmuster, das nicht so recht in das Bild des nach erfolgter Paarung verantwortungsscheuen Affen-Filous passen wollte: die Verteidigung von Jungtieren gegen den Angriff anderer Tiere. Eigentlich sollte ein derartig kostenintensives, selbstgefährdendes Verhalten den Männchen auch erkennbare Eigenvorteile einbringen – nur welche?
Bislang unterstellte man solcherart tapferen Männchen Motive, die beim Menschen ohne Frage als Hintergedanken bezeichnet würden: Die Affenmänner demonstrierten dadurch Fähigkeit und Fürsorglichkeit, allein um interessiert beobachtende Affenmütter für zukünftige Paarungsakte gewogen zu stimmen.
Wie die Auswertungen der Verhaltensbeobachtungen offenbarten, verteidigten die Affenmännchen aber tatsächlich Affenkinder, deren leiblicher Vater sie waren, stets weitaus heftiger. Das bedeutet zunächst einmal, dass die männliche Affen ihren eigenen Nachwuchs durchaus erkennen können.
Darüber hinaus sollte aber auch die gängige Kosten-Nutzen-Rechnung des männlichen Affenverhaltens neu bewertet werden. Dass Väter ihre Kinder mütterlich umsorgen, verkompliziert schließlich gängige Vorstellungen: Männchen sind demnach durchaus auch in der Lage, die klassisch weibliche Strategie zu verfolgen, in ihrer eigenen engeren Familien-Gruppe zu bleiben, um in das Wohlergehen des Nachwuchses zu investieren – anstatt auf althergebracht männliche Weise zwischen verschiedenen Gruppen zu wandern, um so ihre Gene weiter streuen zu können.
Woran die Affenmännchen ihre Nachkommenschaft erkennen, muss noch geklärt werden – wahrscheinlich an einer Kombination verschiedener Reize, so Alberts, etwa "Duftreizen, äußeren oder verhaltenspezifischen Ähnlichkeiten oder auch der Häufigkeit und Dauer der vorangegangenen Paarungen mit der Mutter". Ganz analog würden schließlich auch Menschen ihren eigenen Nachwuchs anhand einer Kombination vielfältig-charakteristischer Reize erkennen.
Dass diese menschliche Variante familiärer Erkennung übrigens kein perfektes System ist, offenbaren neue Schätzungen, nach denen bis zu rund 20 Prozent aller menschlichen Babys so genannte Kuckuckskinder sein dürften: dem vermeintlichen Vater untergeschoben von unerkannt bleibenden, verschwiegenen Partnern der Mutter. Vielleicht nicht das größte Problem unserer Zeit, solange die falschen Väter sich dennoch liebevoll um "ihre" Kinder kümmern.
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