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Penis-Transplantation: Afghanistan-Veteran bekommt Penis transplantiert

Insgesamt 1300 Soldaten der US-Armee erlitten im Afghanistankrieg Verletzungen im Genitalbereich. Ein großes OP-Programm an einer Klinik in Baltimore soll helfen.
Johns Hopkins University Hospital in Baltimore

Womöglich bereits in den kommenden Monaten soll ein Soldat der US-Armee, der im Einsatz im Genitalbereich verstümmelt wurde, einen neuen Penis erhalten. Ärzte der Johns Hopkins University School of Medicine in Baltimore werden dem Patienten dazu das Glied eines Verstorbenen annähen. Der chirurgische Eingriff ist die erste Operation eines längerfristigen Programms, bei dem insgesamt 60 Operationen dieser Art durchgeführt werden sollen.

Das Medizinerteam um W. P. Andrew Lee erwartet, dass das Spenderorgan fast alle Funktionen des Penis übernimmt – sowohl was das Urinieren als auch Geschlechtsverkehr und Fortpflanzung anbelangt. Die Chirurgen planen dazu im Lauf der 12-stündigen Operation zwei bis sechs Nerven sowie sechs oder sieben Blutgefäße zu verbinden, berichtet die "New York Times".

Bereits zweimal wurde ein solcher Eingriff durchgeführt: Eine Transplantation in China schlug 2006 fehl, eine weitere, die Ärzte 2015 in Südafrika vornahmen, war jedoch von Erfolg gekrönt; der Empfänger des Organs wurde vor Kurzem sogar Vater.

Statistiken des amerikanischen Verteidigungsministeriums zufolge erlitten 1300 Soldaten in den zwölf Jahren des Afghanistankriegs Verwundungen im Genitalbereich, zumeist wohl durch Bombenexplosionen. Nicht in allen Fällen wurde dabei jedoch der Penis zerstört. Zu Amputationen des Glieds kann es auch durch Unfall oder Krankheit kommen. Der südafrikanische Patient etwa verlor seinen Penis auf Grund einer missglückten Beschneidung. Die psychischen Folgen einer solchen Verletzung beschreiben Mediziner als extrem schwer wiegend. Betroffene empfänden den Verlust von Hoden oder Penis als schlimmer als die Amputation mehrerer Gliedmaßen auf einmal, erzählt etwa Scott E. Skiles, der in Palo Alto Veteranen psychologisch betreut, der "New York Times".

Wie bei allen Transplantationen besteht das größte Problem des Eingriffs darin, sicherzustellen, dass der Körper des Empfängers das Spenderorgan nicht abstößt. In Baltimore setzen die Mediziner auf ein mehrschrittiges Verfahren. Zum Zeitpunkt der OP wird beim Empfänger die Zahl von Immunzellen medikamentös verringert. Einige Wochen danach soll er dann Stammzellen des Spenders erhalten, was die Reaktion des eigenen Immunsystems auf das Fremdgewebe verringern helfen soll. Anschließend genüge ein einzelnes statt der üblichen vier Medikamente, um das Immunsystem im Zaum zu halten, heißt es in dem Beitrag.

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