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Verhaltensforschung: Afrikanische Elefanten verstehen menschliche Gesten

Afrikanischer Elefant

Das Experiment ist nicht neu und wurde bereits mit verschiedensten Tieren durchgeführt: Zwei verschlossene Behälter stehen zur Wahl, in einem wartet Futter als Belohnung. Das Tier muss sich für einen Behälter entscheiden, wobei ein Mensch auf den richtigen zeigt. Während Hunde diesen Hinweis problemlos verstehen, stellt die Aufgabe für Affen eine Herausforderung dar. Nur mit Training können sie die menschliche Geste richtig deuten. Diese Versuche passen zur Theorie, dass nur domestizierte Tierarten im Lauf ihrer gemeinsamen Geschichte mit dem Menschen die Fähigkeit entwickelt haben, seine Gesten zu verstehen. Nun konnte jedoch Richard W. Byrne von der University of St Andrews zeigen, dass auch Afrikanische Elefanten in der Lage sind, den richtigen Behälter zu finden – und zwar ohne vorheriges ausgiebiges Training.

Anders als ihre asiatischen Verwandten wurden Afrikanische Elefanten niemals domestiziert. Sie lassen sich zwar zähmen und dienen teilweise als Arbeitstiere, wurden aber nicht gezüchtet. Byrne untersuchte elf der Dickhäuter, die in Gefangenschaft leben und normalerweise dafür eingesetzt werden, Touristen auf Elefantensafaris zu tragen. Die Tiere waren an Menschen gewöhnt und auf Sprachkommandos trainiert. Ihre Pfleger hatten aber nie Gesten eingesetzt.

© Richard W. Byrne
Afrikanischer Elefant reagiert auf menschliches Zeigen
Ein Afrikanischer Elefant findet verstecktes Futter, weil Wissenschaftlerin Anna Smet darauf zeigt. Dabei steht sie näher am falschen Behälter.

In dem Experiment zeigte Byrnes Kollegin Anna Smet auf einen der beiden zur Wahl stehenden Eimer und blickte dabei zwischen Elefant und Behälter hin und her, bis der Elefant sich entschied. In deutlich über der Hälfte der Versuche (67,5 Prozent) trafen die Elefanten die richtige Entscheidung. Einzelne Tiere hatten sogar Trefferquoten von bis zu 88 Prozent (46 Treffer von 52 Versuchen). Zum Vergleich: Ein einjähriges Kind liegt in 73,7 Prozent der Fälle richtig.

Um auszuschließen, dass die Elefanten auf andere Signale als das Zeigen reagierten, etwa den Geruch des Futters oder den Standort des Menschen, variierten die Forscher den Versuch. Ohne menschlichen Hinweis fanden die Elefanten das Futter nur in knapp der Hälfte der Fälle. Sie orientierten sich also offenbar nicht am Geruch. Der Standort des Menschen spielt für sie aber durchaus eine Rolle: Stand die Wissenschaftlerin Anna Smet näher an einem der Behälter und gab kein weiteres Signal, wählten die Elefanten mit höherer Wahrscheinlichkeit diesen Behälter. Zeigte sie dabei jedoch zusätzlich auf den Behälter mit Futter, bevorzugten die Elefanten diesen, auch wenn Anna Smet näher am anderen stand, wie im Video zu sehen. Demnach reagieren die Elefanten also tatsächlich auf die Zeigegeste. Dabei spielte das Alter der Tiere und damit ihre Erfahrung mit Menschen keine Rolle.

Diese Ergebnisse zeigen, dass auch nicht domestizierte Tiere in der Lage sind, menschliche Gesten zu verstehen. Die Forscher haben jedoch auch eine Erklärung dafür, warum viele domestizierte Tiere wie Hunde, Pferde und Ziegen bei den Tests besser abschneiden als die meisten Wildtiere: Sie vermuten, dass unsere Vorfahren genau die Tiere domestiziert haben, die ohnehin schon in der Lage waren, die Signale des Menschen zu deuten.

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