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Alternative Heilverfahren: Akupunktur in der Psychiatrie

Galt die Akupunktur noch vor wenigen Jahren als esoterischer Unsinn, so gehört sie auch in der westlichen Welt mittlerweile zum Repertoire der anerkannten Therapien bei chronischen Schmerzen. Doch die chinesische Heilkunst kann offensichtlich noch weit mehr. Ein deutscher Wissenschaftler hat nun nachgewiesen, daß die richtige Behandlung mit den Nadeln auch Depressionen und Angststörungen mildern kann.
Ohr mit diversen Akupunkturnadeln. Ein bisschen wie beim Schneider, wenn ein Flicken gesetzt wird
In China, dem Herkunftsland der Akupunktur, werden schon immer verschiedene, auch psychiatrische, Krankheitsbilder mit dieser Heilmethode behandelt. Im westlichen Kulturkreis gewinnt sie jedoch erst seit etwa 20 Jahren an Beachtung und wird bisher fast nur für die Linderung meist chronischer Schmerzen genutzt. Da die Methode im Vergleich zur herkömmlichen medikamentösen Therapie kostengünstiger und nebenwirkungsärmer ist, bietet sie sich aber auch für andere Bereiche an.

Ihren Einfluss auf psychiatrische Erkrankungen hat Helmut Eich nun in seiner Dissertation an der Ruhr-Universität Bochum nachgewiesen. Er zeigte anhand einer Plazebokontrolle die Wirksamkeit der Akupunktur auf psychische Störungen. Dazu teilte er die 56 Teilnehmer der Studie per Zufallsprinzip in zwei gleich große Gruppen ein. Die 24 Männer und 32 Frauen zwischen 20 und 71 Jahren litten entweder an leichten bis mittelschweren Depressionen oder einer Angststörung und wurden während der Akupunktur nicht mit Antidepressiva behandelt. Der Verum-Gruppe setzte Eich die elf Akupunkturnadeln an fünf als psychisch ausgleichend beschriebenen Punkten am ganzen Körper, der Plazebo-Gruppe setzte er sie nur oberflächlich an Stellen, an denen keine Wirksamkeit beschrieben wird. Die Akupunktur dauerte je 20 Minuten und wurde 10 Mal über zwei Wochen wiederholt. Vor der ersten, nach der fünften und nach der zehnten Sitzung wurde der Zustand der Patienten untersucht und bewertet. Außerdem gaben die Probanden selbst Auskunft über ihr Befinden.

Nach fünf Behandlungen gab es noch keine signifikanten Unterschiede zwischen den beiden Gruppen. Erst nach der zehnten und letzten Sitzung zeigte sich das Ergebnis: 60, 7 Prozent der Verum-Gruppe waren "Responder", ihnen ging es viel besser oder sogar sehr viel besser als vorher. In der Plazebo-Gruppe waren nur 21,4 Prozent Responder. Außerdem brachen in der Plazebo-Gruppe mit acht Probanden doppelt so viele die Behandlung vorzeitig ab. Besonders gut wirkte die Therapie bei Patienten mit Angststörungen. Das Ergebnis der Studie beweist, dass die häufig von Skeptikern geäußerten Einwände, der Erfolg der Akupunktur beruhe größtenteils auf der intensiven Arzt-Patienten-Beziehung und der ruhigen und entspannten Atmosphäre, nicht zutreffen. Außerdem war die untersuchte Punktekombination bei vielen Patienten erfolgreich, was vermuten lässt, dass es übergeordnete Punkte gibt, die bei allen Menschen wirken. Das macht es unnötig, für jeden Patienten individuell Punkte zu wählen, wie die Chinesische Diagnostik es verlangt.

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