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News: Algen gegen Sonnenbrand

Mag sein, dass es sich nicht so toll anhört wie 'Sonnenbalsam' oder 'Tiroler Nussöl', aber dafür schützt eine Sonnenschutzcreme mit Algenextrakt die Haut anscheinend sehr viel besser vor der gefährlichen UV-B-Strahlung als ihre algenfreien Verwandten. Die Algen haben den Menschen nämlich ein bestimmtes Enzym voraus, das Schäden am Erbgut wieder repariert. Damit lassen sich die Folgen von Sonnenbrand mildern und vielleicht auch das Hautkrebsrisiko senken.
Die Hauptursache für Hautkrebs sind Sonnenstrahlen, vor allem wenn sie so intensiv sind, dass sie Sonnenbrand verursachen. Der UV-B-Anteil unterdrückt das Immunsystem und schädigt die Haut, indem es in der DNA Mutationen verursacht, die letztendlich zu Tumoren führen können. Alle Lebewesen besitzen ausgeklügelte Reparaturmechanismen, welche die geschädigten DNA-Bausteine entdecken, herausschneiden und durch gesunde ersetzen. Der häufigste Schaden ist eine Verknüpfung von zwei benachbarten Nukleotiden zu Pyrimidin-Dimeren. Aber die meisten Bakterien, Algen und einige Fische, Beuteltiere und andere Organismen besitzen einen zusätzlichen Schutzmechanismus, das Enzym Photolyase, das genau an der Stelle angreift. Ob Menschen die ebenfalls über die Photolyase verfügen, ist noch nicht geklärt.

Aber anscheinend man kann sie auch von außen zuführen. Wie Jean Krutmann und seine Mitarbeiter von der Heinrich Heine-Universität Düsseldorf berichten, hatte jedenfalls eine Lotion mit aus Algen gewonnener Photolyase einen sehr positiven Einfluss auf sonnenverbrannte Haut. Die Wissenschaftler bestrahlten Hautabschnitte von 19 Freiwilligen mit UV-Lampen, behandelten anschließend einige davon mit ihrer neuen Creme und entnahmen dann winzige Hautstücke zur Probe. Mit einem Antikörper-Test stellten die Forscher fest, dass in den behandelten Hautstückchen 40 bis 50 Prozent weniger Pyrimidindimere auftraten als in den Vergleichsproben. Außerdem verhinderte die Lotion offenbar auch die sonst durch das UV-Licht ausgelöste Unterdrückung des Immunsystems. Und die Haut zeigte keinerlei Anzeichen von Sonnenbrand oder abgestorbenen Oberflächenzellen. Die Ergebnisse lassen nach Krutmann vermuten, dass "eine Kombination von konventionellen Sonnenschutzmitteln mit Photolyase den Sonnenschutz entscheidend verbessern könnten".

Richard Setlow vom Brookhaven National Laboratory in Upton, New York, hält die Ergebnisse für sehr interessant. Schließlich würden sie zeigen, dass die vom UV-Licht bei Sonnenbrand ausgelöste Immunsuppression auf diesen DNA-Mutationen beruht, aber reversibel ist. Somit wären Photolyase-Sonnencremes so eine Art "Pille danach" für Sonnenanbeter, meint er. Der beste Schutz gegen Hautkrebs überhaupt sei aber immer noch, die Haut vor zu viel Strahlung zu schützen.

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