News: Alle Männer sind gleich, Frauen auch!
Die Biologen Jonathan Evans und Anne Magurran von der University of St Andrews fragten sich deshalb, warum es sich auch für die weiblichen Zahnkarpfen lohnt, mehr Zeit für die Partnersuche und Paarung einzusetzen anstatt der Nahrungssuche nachzugehen oder sich um die Nachkommen zu kümmern und darauf zu achten, nicht selbst gefressen zu werden. Indem sie die Rolle eines Ehestifters spielten, fanden die Wissenschaftler heraus, dass sich Promiskuität auch für die Fischdamen lohnt (Proceedings of the National Academy of Sciences vom 22. August 2000, Abstract).
Die Forscher führten hierzu insgesamt 76 Verkupplungsversuche mit Männchen und jungfräulichen Weibchen durch. Danach isolierten sie die Weibchen und beobachteten die Dauer der Schwangerschaft sowie das Verhalten des Nachwuchses. Im Vergleich zu den Fischdamen, die sich mehrmals mit nur einem Männchen paarten, brachten Weibchen, die sich im Schnitt mit vier Männchen paarten, 73 Prozent mehr Junge zur Welt. Aber auch die Tragzeit der lebendgebärenden Fischweibchen war um 20 Prozent kürzer, wenn sie sich zuvor mit mehreren Verehrern gepaart hatten. Die Promiskuität ihrer Eltern schien sich jedoch auch positiv auf die Nachkommen auszuwirken. Sie lernten schneller, in einer Formation synchron zu schwimmen und ließen sich auch deutlich schlechter fangen als ihre Artgenossen von monogamen Eltern. Unter natürlichen Begebenheiten hätten die Fischlein so bessere Überlebenschancen.
Die Biologen vermuten aufgrund ihrer Ergebnisse, dass die freizügigeren Weibchen bessere Chancen haben, auf ein Männchen zu treffen, dass eine größere Anzahl funktionsfähiger Spermien besitzt. Denn schließlich muss nicht jedes Männchen in der Lage sein, auch alle vorhandenen Eizellen zu befruchten. Ferner nehmen die Forscher an, dass ein Weibchen die Reifezeit der Eier kontrollieren kann. Dadurch könnte sie die Befruchtung in der Hoffnung verzögern, dass sie noch einen besseren Vater für ihre Jungen findet.
"Die Unterschiede in der Nachkommenschaft von ein- zu mehrfach verpaarten Weibchen sind erstaunlich", meint Anne Houde, Biologin vom Lake Forest College in Illinois. Die Forscherin mahnt aber gleichzeitig, dass es noch nicht erwiesen sei, ob sich die gleichen Vorteile für promiskuitive Weibchen auch unter natürlichen Bedingungen ergeben, wo weitere Verhaltensweisen für die Paarung eine Rolle spielen.
Siehe auch
- Spektrum Ticker vom 7.7.2000
"Je schöner der Mann, desto schädlicher" - Spektrum Ticker vom 21.10.1999
"Gelegenheit macht Liebe"
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