Astronomie: Alle Sterne entstehen auf dieselbe Weise
Indem Stefan Kraus von der University of Michigan in Ann Arbor und seine Kollegen das Licht mehrerer Teleskope am Paranal-Observatorium in Chile kombinierten, konnten sie den rund 10000 Lichtjahre von der Erde entfernten Stern IRAS 13481-6124 nun erstmals im Detail ablichten. Als sie die Materieverteilung um das Objekt in einem Umkreis ähnlich der Größe unseres Sonnensystems untersuchten, stießen sie auf eine ovale Struktur aus Gas und Staub – mit einer Länge von 19 und einer Breite von 13 Erde-Sonne-Distanzen.
Maike Pollmann
Sehr wahrscheinlich handelt es sich dabei um eine um 45 Grad geneigte Akkretionsscheibe, deren Struktur, wie Kraus und sein Team unter Rückgriff auf physikalische Modelle aus den Daten ableiten, sowohl qualitativ als auch quantitativ derjenigen um einen massearmen Stern ähnelt. Das ist höchst erstaunlich – widerspricht es doch der gängigen Lehrmeinung. Bei der Entstehung massearmer Sterne wie der Sonne spielen Akkretionsscheiben zwar eine zentrale Rolle. Ab etwa zehn Sonnenmassen sollte der Strahlungsdruck jedoch so groß sein, dass er die auf den Protostern einfallende Materie ins All zurückdrängt. Bei stellaren Schwergewichten nehmen Astronomen deshalb an, dass sie sich durch das Verschmelzen von kleineren Objekten gebildet haben.
Kraus und seine Kollegen werten ihre Beobachtung dagegen als klaren Beweis dafür, dass massereiche Sterne genau wie massearme entstehen, indem sie die umgebende Materie aufsammeln. Wie das möglich ist, können sie freilich nicht sagen. Im übrigen schätzen sie das Alter von IRAS 13481-6124 auf rund 60000 Jahre. Der Stern habe seine endgültige Masse bereits erreicht, und seine Akkretionsscheibe sollte nun allmählich ausdünnen.
Maike Pollmann
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