Biodiversität: Alles öko?
Lebensmittelskandale und Artensterben verknüpfen Kritiker mit der modernen Landwirtschaft und sehen im Öko-Landbau die Alternative. Gleichzeit fallen immer größere Wildnisflächen in Entwicklungsländern dem intensiven Anbau von Nutzpflanzen oder Viehweiden zum Opfer. Die moderne Agrarwirtschaft hat scheinbar nur Nachteile.
Ökologisch erzeugte Nahrungsmittel erhalten die kleinbäuerliche Landschaft, sind frei von Pestiziden und wurden nicht mit Kunstdünger produziert. Intensive Bewirtschaftung verpestet Boden, Luft und Wasser und treibt viele Tier- wie Pflanzenarten der Kulturlandschaft an den Rand der Ausrottung. "Grüne" Landwirtschaft ist teuer, bleibt ein Nischensegment und kann die Weltbevölkerung nicht versorgen, agro-industrielle Lebensmittelproduktion dagegen nährt die Menschen der Erde.
So oder ähnlich lauten die von den jeweiligen Befürwortern ausgetauschten Argumente. Aber welche Nutzungsweise stellt die Versorgung der Menschheit mit Agrargütern sicher und erhält trotzdem eine maximale Artenvielfalt?
Dieser Frage gingen Wissenschaftler um Rhys Green von der Universität in Cambridge nach [1]: Sie verglichen die ökologische Landwirtschaft, die durch ihre Produktionsweise indirekt auch einer Vielzahl von anderen Arten das Überleben ermöglicht, mit der konventionellen, die gemeinhin für ausgeräumte, artenarme Landschaften steht.
In ihrer Antwort zeigte sich wieder einmal das alte Problem: Schützt man lieber die Kultur- oder die Naturlandschaft? Denn obwohl die biologisch-dynamische Agrarproduktion eine Vielzahl von Tier- und Pflanzenspezies auf ihrem Terrain und damit eine artenreiche Kulturlandschaft erhält, machen die sinkenden Erträge der Äcker und Weiden größere Flächen nötig. So bleibt wenig Platz für ursprüngliche Wildnis.
Dagegen stehen bei der konventionellen Landwirtschaft die Optimierung der Produktion und maximale Erträge im Vordergrund. Dies ist verbunden mit intensivem Maschinen, Dünger- wie Pestizideinsatz – das Aus für viele wilde Tiere oder Wildkräuter. Das insgesamt benötigte Areal zur Sicherung der menschlichen Ernährung bleibt allerdings vergleichsweise klein – und ermöglicht Spielräume zum Erhalt von Naturgebieten oder sogar Flächenstilllegungen.
Für die Europäische Union mit ihrer landwirtschaftlichen Überproduktion erscheint dennoch eine Umstellung auf extensivere Erzeugungsmethoden verkraftbar, und wird auch durch die Reform ihrer Gemeinsamen Agrarproduktion (GAP) angestrebt [2]. Die Neugestaltung der europäischen Landwirtschaft stellt ökologische Belange verstärkt in den Vordergrund und soll Butterberge und Milchseen zukünftig verringern. Die Mitgliedsstaaten wollen in den nächsten Jahren weniger landwirtschaftliche Großbetriebe fördern und stattdessen mehr Geld in den Erhalt kleinbäuerlicher Strukturen investieren.
Im globalen Maßstab stellte eine ähnlich ausgerichtete Politik aber eher ein großes Problem dar. Denn geringere Ausbeute pro Flächeneinheit bedeutet eine Ausweitung der Anbaugebiete, um die wachsende Bevölkerung zu versorgen. Zudem werden mit steigendem Wohlstand meist die Ansprüche der Menschen größer. Das drückt sich unter anderem in einem erhöhten Fleischkonsum aus, der wiederum ein erneutes Mehr an Nutzflächen erfordert.
In den meisten Regionen der Erde – zumal in vielen Entwicklungsländern – ist aber das Potenzial an gutem Ackerland bereits erschöpft. Deshalb dringt die so genannte Agrarkolonisation in Brasilien, Argentinien oder Kenia immer tiefer in eigentlich untaugliche Gebiete vor – und zerstört dabei artenreiche Regenwälder oder Savannen.
Ein Wechsel auf großflächig extensive Landwirtschaft wäre hier folglich kontraproduktiv, noch mehr Naturgebiete müssten in Anbauflächen umgewandelt werden. Berechnungen für die USA, China oder Indien zeigen denn auch, dass ohne die Ertragssteigerungen der letzten Jahrzehnte die Nutzflächen in diesen Ländern heute zwei- bis viermal größer sein müssten, um den gegenwärtigen Bedarf zu decken. In Lateinamerika weisen die Länder mit dem stärksten landwirtschaftlichen Produktionszuwachs zudem die niedrigsten Entwaldungsraten und den geringsten Anstieg an Äckern und Weiden auf.
Natürlich lässt die Untersuchung der Forscher um Green indirekte, aber gravierende Nachteile der Intensiv-Landwirtschaft wie den Düngemitteleintrag in Gewässer oder die Anreicherung von Pestiziden in der Nahrungskette außen vor. Die beteiligten Wissenschaftler betonen aber den technischen Charakter dieser Probleme, die man auch mit technischen Mitteln und besserer Ausbildung der Landwirte in den Griff bekommen kann. Der reine Flächenerhalt steht für sie im Vordergrund. Nur er gewährleistet ausreichend große Ökosysteme und eine maximale globale Artenvielfalt.
Ist der Traum eines Einklangs von biologischer Landwirtschaft, Naturschutz und Nahrungsmittelversorgung somit geplatzt? Nicht ganz, denn was im globalen Maßstab die Bedürfnisse der Menschheit erfüllen und eine hohe Biodiversität erhalten könnte, muss nicht unbedingt für die Europäische Union als Ganzes gelten. Hier schuf eine zum Teil Jahrtausende alte landwirtschaftliche Tradition artenreiche Kulturlandschaften mit einer Vielzahl an Spezies, die mittlerweile dringend auf deren Erhalt angewiesen sind.
So oder ähnlich lauten die von den jeweiligen Befürwortern ausgetauschten Argumente. Aber welche Nutzungsweise stellt die Versorgung der Menschheit mit Agrargütern sicher und erhält trotzdem eine maximale Artenvielfalt?
Dieser Frage gingen Wissenschaftler um Rhys Green von der Universität in Cambridge nach [1]: Sie verglichen die ökologische Landwirtschaft, die durch ihre Produktionsweise indirekt auch einer Vielzahl von anderen Arten das Überleben ermöglicht, mit der konventionellen, die gemeinhin für ausgeräumte, artenarme Landschaften steht.
In ihrer Antwort zeigte sich wieder einmal das alte Problem: Schützt man lieber die Kultur- oder die Naturlandschaft? Denn obwohl die biologisch-dynamische Agrarproduktion eine Vielzahl von Tier- und Pflanzenspezies auf ihrem Terrain und damit eine artenreiche Kulturlandschaft erhält, machen die sinkenden Erträge der Äcker und Weiden größere Flächen nötig. So bleibt wenig Platz für ursprüngliche Wildnis.
Dagegen stehen bei der konventionellen Landwirtschaft die Optimierung der Produktion und maximale Erträge im Vordergrund. Dies ist verbunden mit intensivem Maschinen, Dünger- wie Pestizideinsatz – das Aus für viele wilde Tiere oder Wildkräuter. Das insgesamt benötigte Areal zur Sicherung der menschlichen Ernährung bleibt allerdings vergleichsweise klein – und ermöglicht Spielräume zum Erhalt von Naturgebieten oder sogar Flächenstilllegungen.
Für die Europäische Union mit ihrer landwirtschaftlichen Überproduktion erscheint dennoch eine Umstellung auf extensivere Erzeugungsmethoden verkraftbar, und wird auch durch die Reform ihrer Gemeinsamen Agrarproduktion (GAP) angestrebt [2]. Die Neugestaltung der europäischen Landwirtschaft stellt ökologische Belange verstärkt in den Vordergrund und soll Butterberge und Milchseen zukünftig verringern. Die Mitgliedsstaaten wollen in den nächsten Jahren weniger landwirtschaftliche Großbetriebe fördern und stattdessen mehr Geld in den Erhalt kleinbäuerlicher Strukturen investieren.
Im globalen Maßstab stellte eine ähnlich ausgerichtete Politik aber eher ein großes Problem dar. Denn geringere Ausbeute pro Flächeneinheit bedeutet eine Ausweitung der Anbaugebiete, um die wachsende Bevölkerung zu versorgen. Zudem werden mit steigendem Wohlstand meist die Ansprüche der Menschen größer. Das drückt sich unter anderem in einem erhöhten Fleischkonsum aus, der wiederum ein erneutes Mehr an Nutzflächen erfordert.
In den meisten Regionen der Erde – zumal in vielen Entwicklungsländern – ist aber das Potenzial an gutem Ackerland bereits erschöpft. Deshalb dringt die so genannte Agrarkolonisation in Brasilien, Argentinien oder Kenia immer tiefer in eigentlich untaugliche Gebiete vor – und zerstört dabei artenreiche Regenwälder oder Savannen.
Ein Wechsel auf großflächig extensive Landwirtschaft wäre hier folglich kontraproduktiv, noch mehr Naturgebiete müssten in Anbauflächen umgewandelt werden. Berechnungen für die USA, China oder Indien zeigen denn auch, dass ohne die Ertragssteigerungen der letzten Jahrzehnte die Nutzflächen in diesen Ländern heute zwei- bis viermal größer sein müssten, um den gegenwärtigen Bedarf zu decken. In Lateinamerika weisen die Länder mit dem stärksten landwirtschaftlichen Produktionszuwachs zudem die niedrigsten Entwaldungsraten und den geringsten Anstieg an Äckern und Weiden auf.
Natürlich lässt die Untersuchung der Forscher um Green indirekte, aber gravierende Nachteile der Intensiv-Landwirtschaft wie den Düngemitteleintrag in Gewässer oder die Anreicherung von Pestiziden in der Nahrungskette außen vor. Die beteiligten Wissenschaftler betonen aber den technischen Charakter dieser Probleme, die man auch mit technischen Mitteln und besserer Ausbildung der Landwirte in den Griff bekommen kann. Der reine Flächenerhalt steht für sie im Vordergrund. Nur er gewährleistet ausreichend große Ökosysteme und eine maximale globale Artenvielfalt.
Ist der Traum eines Einklangs von biologischer Landwirtschaft, Naturschutz und Nahrungsmittelversorgung somit geplatzt? Nicht ganz, denn was im globalen Maßstab die Bedürfnisse der Menschheit erfüllen und eine hohe Biodiversität erhalten könnte, muss nicht unbedingt für die Europäische Union als Ganzes gelten. Hier schuf eine zum Teil Jahrtausende alte landwirtschaftliche Tradition artenreiche Kulturlandschaften mit einer Vielzahl an Spezies, die mittlerweile dringend auf deren Erhalt angewiesen sind.
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