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Junge Wissenschaft: Alltagsproblemchen

Welche Skipiste führt am schnellsten ins Tal, was passiert beim Umrühren in einer Kakaotasse, und wie finden sich männliche und weibliche Schaben in einem Labyrinth zurecht? Lösungen für diese und viele andere Probleme präsentierten junge Forscher aus der ganzen Welt vom 19. bis zum 26. September in Kopenhagen.
20th European Union Contest for Young Scientists
"Jugend forscht" ist wohl jedem ein Begriff. Was sich hinter dem European Union Contest for Young Scientists verbirgt, lässt sich dagegen nur erahnen. Tatsächlich findet der Wettbewerb nun bereits zum zwanzigsten Mal statt und beschränkt sich nicht nur auf europäische Jungforscher – auch aus China, Brasilien und anderen fernen Ländern sind kluge Köpfe in die dänische Hauptstadt gereist.

Sie alle sind zwischen 15 und 22 Jahre und teilen ihre große Leidenschaft fürs Forschen. Während vielen Altersgenossen diese Art der Freizeitbeschäftigung wohl eher fremd ist, können sie kaum genug davonkriegen, versicherten mehrere Teilnehmer. Belohnt wurden ihre Mühen bereits mit einer Auszeichnung im eigenen Land. Insgesamt 87 Projekte schafften es nun auch vor die internationale Jury.

Drei Italienerinnen und eine Zykloide | Yiyu Bai, Clelia Maria Bonardi und Ilaria Scarabottolo vor ihrer selbst gebastelten Skipiste – hier allerdings nicht aus Schnee.
Darunter auch die Arbeit von drei Italienerinnen, die sich mit Skifahren beziehungsweise Mathematik auseinandersetzten. Wer beim Zeitfahren gewinnen will, sollte ihnen zufolge stets der Form einer Zykloide – der von einem Punkt auf einem rollenden Rad beschriebenen Bahn – folgen. Yiyu Bai, Clelia Maria Bonardi und Ilaria Scarabottolo analysierten Videomitschnitte von Slalomrennen und markierten jeweils die Spuren der Skifahrer. Tatsächlich folgten diese einem Pfad, der einer Zykloide sehr ähnlich war.

Schließlich konstruierten sie ihren eigenen Schneeparcours im Miniaturformat: Auf einer Bahn ging es mit der angeblich perfekten Kurve bergab und auf einer anderen auf einem kürzeren Weg. Streckenposten sollten dann die Geschwindigkeit von zwei Gummikugeln festhalten. Nach mehreren Testläufen war das Ergebnis klar: Die Zykloide war zwar länger, aber in allen Fällen waren die Sportlerimitate hier schneller unten als auf dem kürzeren Weg.

Coffee and Sciences | Marion Deriot und Hélèna Lacroix vor ihren Experimenten.
Auch die beiden Französinnen Marion Deriot und Hélèna Lacroix befassten sich mit runden Formen. Genauer den winzigen Wirbeln, die sich hinter einem kleinen Löffel in eine Tasse Kakao oder Cappuccino bilden, wenn man sein Heißgetränk behutsam umrührt. Zunächst suchten sie nach einer passenden Modellflüssigkeit, in der dieses Phänomen besonders gut zu beobachten ist. Ein Mix aus Wasser und Glycerin angereichert mit Aluminiumpulver und ein Glasstab schienen prädestiniert für ihre Zwecke.

Ein Spielzeugkran aus Lego zog nun Stäbe mit verschiedenen Durchmessern in unterschiedlichen Geschwindigkeiten durch die Flüssigkeit. All das hielten die beiden Forscherinnen auf Film fest, den sie anschließend akribisch auswerteten. War die Geschwindigkeit zu langsam, gab es keine Wirbel hinter dem Stab. Dabei lag der jeweilige Grenzwert umso niedriger, je dicker der Stab war. Ihre Ergebnisse fanden sie in der Literatur bestätigt und wendeten ihr Wissen auf einen gänzlich anderen Versuchsaufbau an: Einen gespannten Faden, der von einem dünnen Wasserstrahl getroffen wird. Auch hier treten Verwirbelungen auf und lassen den Zwirn schwingen, was in einem angeschlossenen Joghurtbecher zu hören ist.

Ein Schabenfreund | Pawel Maryniak experimentierte mit Kakerlaken und fand heraus, dass weibliche Exemplare sich nicht so gut orientieren können wie ihre männlichen Artgenossen.
Etwas unappetitlicher ging es hingegen bei Pawel Maryniaks Versuchen zu – das zumindest würden wohl die meisten Menschen so sehen. Der Pole hingegen kann die Antipathien gegenüber seinen Madagaskar-Fauchschaben (Gromphadorhina portentosa) nicht so recht nachvollziehen. Er züchtet sie und ist stolzer Besitzer von rund fünfzig Kakerlaken. Männliche und weibliche Exemplare setzte er einzeln in ein recht simples Labyrinth und zählte die Sekunden, bis sie das Ziel erreichten.

Dieses Prozedere führte er mit jeder Schabe mehrere Male durch und fand heraus, dass die Tiere sich anscheinend die Anordnung der Objekte im Raum merken, um rasch zu ihrer Belohnung zu gelangen. Dabei stellten sich die Kakerlakenmännchen deutlich geschickter an als ihre weiblichen Kollegen – sie erlernten den richtigen Weg wesentlich schneller. Pawel vermutet, dass der ausgezeichnete Orientierungssinn mit der sozialen Struktur der Schabengruppe sowie dem männlichen Revierverhalten zusammenhängen könnte. Schließlich würden sie ihr Territorium so besser verteidigen und einen größeren Erfolg bei der Fortpflanzung erzielen.

Forscherinnen und ihre Kuscheltiere | Dorianne Calleja und Anthea Zammi erforschten, welches Waschmittel am meisten Mikroorganismen auf ihren Plüschtieren abtötet.
Mit kleineren aber ebenso ungebetenen Gästen experimentierten Dorianne Calleja und Anthea Zammit aus Malta. Sie erforschten, ob es einen Unterschied zwischen umweltfreundlichem und gewöhnlichem Waschmittel gibt. Dazu sammelten sie zunächst Mikroorganismen von schmutzigen Plüschtieren, steckten diese mit den unterschiedlichen Pülverchen in die Waschmaschine und kontrollierten dann nochmals den Mikrobenbestand. Erstaunlicherweise war die Zahl der Kleinstlebewesen nach der ökologischen Wäsche geringer als bei der herkömmlichen. Anthea und Dorianne hoffen, dass ihre Ergebnisse die Verbraucher ermuntern, umzusteigen. Eine gute Idee.

Einen der begehrten ersten drei Preise – jeweils verbunden mit einigen tausend Euro Preisgeld – konnte leider keiner der hier vorgestellten Jungforscher mit nach Hause nehmen. Der Schabenfreund Pawel Maryniak erhielt immerhin den Preis der dänischen Regierung und Marion Deriot und Hélèna Lacroix bekamen für ihre "Physik am Frühstückstisch" einen Spezialpreis verliehen. Ein großartiges Erlebnis war die Woche in Kopenhagen aber sicherlich dennoch für alle.

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