Entwicklungsbiologie: Allzu schnelle Küken-Karriere verspricht nicht immer Erfolg
Wer zuerst kommt, mahlt nur dann am besten, wenn er keinen Frühstart hingelegt hat, berichtet Keith Sockman von der Universität von North Carolina in Chapel Hill. Zumindest gelte dies für den Nachwuchs der Lincolnammer: Hier setzten sich zwar die zuerst geschlüpften Küken beim Nahrungswettstreit im Nest gegen ihre später geborene Geschwisterkonkurrenz durch. Als Nachteil erweist sich aber, ein Insasse der zuerst gelegten Eier zu sein – denn die Gelege-Pioniere werden insgesamt am seltensten von allen Eiern im Nest überhaupt ausgebrütet.
Wie der Forscher und seine Helfer ermittelten, hängt der Erfolg der Nestlinge – gemessen an der Wahrscheinlichkeit, mit der sie am Ende in die Unabhängigkeit starten – nicht nur von der Schlupf-, sondern auch von der Legereihenfolge der Eier ab. In Nestern, in denen alle Eier ausgebrütet wurden, gelang dies stets dem Erstgelegten und deswegen Erstgeschlüpften auch zuerst sowie den Nachzüglern zunehmend seltener: Die Älteren konnten wegen ihres Entwicklungsvorsprungs besser Futter erstreiten als die weniger robusten Jüngeren.
Andererseits zeigte sich aber, dass die erstgelegten Eier deutlich seltener ausgebrütet wurden, offenbar weil die Brutmutter mit ihnen weniger fürsorglich umging. Damit minimiere das Tier zwar die Chancen des zuerst gelegten Eis, könne aber möglicherweise mehr Zeit dafür nutzen, weiter Nahrung für sich selbst zu suchen und somit insgesamt größere Gelege zu produzieren. Diese unbewusste Abwägung von Risiken und Chancen im Brutgeschäft sorge insgesamt für eine größere Chancengleichheit im Nest. (jo)
Seine Studie sei die allererste, die sich überhaupt von der Eiablage bis zur Nestflucht mit den Zukunftschancen des Vogelnachwuchses beschäftigt hat, meint Sockman. Dazu sammelte der Forscher in den Brutzeiten von 2005 bis 2007 zweimal täglich Nestdaten der lokalen Population von Melospiza lincolnii im Bergland des US-Bundesstaates Colorado. Die Ammer legt dort nach der Paarungszeit im Juni an aufeinanderfolgenden Tagen insgesamt zwischen drei und fünf Eier pro Nest und bebrütet diese dann etwa 13 Tage lang; wenn alles gut geht, flieht der Nachwuchs schließlich nach weiteren acht bis zwölf Tagen das elterliche Nest.
Wie der Forscher und seine Helfer ermittelten, hängt der Erfolg der Nestlinge – gemessen an der Wahrscheinlichkeit, mit der sie am Ende in die Unabhängigkeit starten – nicht nur von der Schlupf-, sondern auch von der Legereihenfolge der Eier ab. In Nestern, in denen alle Eier ausgebrütet wurden, gelang dies stets dem Erstgelegten und deswegen Erstgeschlüpften auch zuerst sowie den Nachzüglern zunehmend seltener: Die Älteren konnten wegen ihres Entwicklungsvorsprungs besser Futter erstreiten als die weniger robusten Jüngeren.
Andererseits zeigte sich aber, dass die erstgelegten Eier deutlich seltener ausgebrütet wurden, offenbar weil die Brutmutter mit ihnen weniger fürsorglich umging. Damit minimiere das Tier zwar die Chancen des zuerst gelegten Eis, könne aber möglicherweise mehr Zeit dafür nutzen, weiter Nahrung für sich selbst zu suchen und somit insgesamt größere Gelege zu produzieren. Diese unbewusste Abwägung von Risiken und Chancen im Brutgeschäft sorge insgesamt für eine größere Chancengleichheit im Nest. (jo)
Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.