Alpha Centauri: Das Bild eines Planeten
Die Planeten und Zwergplaneten unseres Sonnensystems können wir alle mit Teleskopen beobachten: Selbst der weit entfernte Pluto erscheint auf Aufnahmen des Hubble-Weltraumteleskops als verschwommene Kugel. Aber lassen sich mit heutigen Instrumenten auch Bilder von Planeten im Orbit anderer Sterne machen? Zwar kennen wir mittlerweile mehr als 4000 solcher Exoplaneten. Doch in den meisten Fällen sind sie viel zu weit weg, als dass man sie neben ihrem viel helleren Stern erkennen könnte. Bisher kann man daher nur auf indirektem Weg auf ihre Existenz schließen, etwa wenn die Planeten beim Vorüberziehen ihren Stern ein wenig verdunkeln oder minimal an ihm rütteln.
Ausnahmen bilden hier lediglich einige besonders große Gasriesen sowie Planetenembryos, die sich als helle Knubbel aus Staubscheiben herausschälen. Schon bald aber könnte es auch Aufnahmen von kleineren Exoplaneten geben, sofern diese in einem sehr nahen Sternsystem ihre Bahnen ziehen. Das jedenfalls stellt ein neues Spezialinstrument in Aussicht, das Astronomen an das Very Large Telescope (VLT) in Chile angeschlossen haben.
Jagd nach einem warmen Neptun
Das Team hat damit 100 Stunden lang unser vier Lichtjahre entferntes Nachbar-Sternsystem Alpha Centauri beobachtet, in dem sich zwei Sonnen umrunden. Mit dem eigens für diesen Zweck entworfenen NEAR-Instrument könne man in der habitablen Zone von Alpha Centauri A nun Planeten bis hinab zur Größe des Neptuns aufspüren, schreibt die Gruppe um Kevin Wagner von der University of Arizona in »Nature Communications«.
NEAR (New Earths in the AlphaCen Region) hilft dem Very Large Telescope dabei, das Umfeld der beiden Alpha-Centauri-Sterne nach Wärmestrahlung abzusuchen. Dazu blendet das Gerät jeweils eine der beiden Sonnen im Zehntelsekundentakt aus und verarbeitet die Daten mit einem anspruchsvollen Computerprogramm. Dank dieser Technik könne man in dem System nun Exoplaneten aufspüren, die bloß ein Zehntel der Größe der bisher nachweisbaren Objekte haben, heißt es in der aktuellen Veröffentlichung.
Tatsächlich kann man auf den Bildern einen Fleck erkennen, bei dem es sich den Astronomen zufolge um einen lauwarmen Planeten handeln könnte. Diese Welt wäre demnach etwas größer als Neptun und hätte keine feste Oberfläche. Bei der Sache sei allerdings Vorsicht geboten, betont das Team: Genauso gut könnten die auffälligen Pixel bloß ein bedeutungsloses Bildartefakt der innovativen Technik sein. Erst weitere Beobachtungen werden zeigen, ob es an dieser Stelle wirklich einen Planeten gibt.
Finanziert hat das drei Millionen US-Dollar teure NEAR-Projekt die Initiative »Breakthrough Watch«, sie ist Teil der philanthropischen Aktivitäten des russischstämmigen Milliardärs Juri Milner. Er hat in den letzten Jahren noch andere risikobehaftete Weltraumprojekte angeleiert, etwa die Initiative »Breakthrough Starshot«, die irgendwann winzige Sonden nach Alpha Centauri schießen will.
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