Direkt zum Inhalt

Galaktisches Zentrum: Als das Schwarze Loch zu Hochtouren auflief

In einer besonders ungestümen Episode setzte das Zentrum unserer Galaxie enorm viel Strahlung frei - und hinterließ selbst in großem Abstand deutliche Spuren.
Umgebung eines Quasars

Das Schwarze Loch im Zentrum unserer Galaxie hat vor 3,5 Millionen Jahren offenbar ein gewaltiges Feuerwerk gezündet. Das schließt ein Forscherteam um Joss Bland-Hawthorn von der University of California, Berkeley, aus Gaswolken, die unsere Milchstraße in 240 000 Lichtjahren Entfernung umkreisen. In diesem »Magellanschen Strom« sind ungewöhnlich viele Kohlenstoff- und Siliziumatome ionisiert, was auf ein heftiges Bombardement mit UV-Strahlung hindeute, schreiben die Wissenschaftler in einem noch nicht von Gutachtern geprüften Fachaufsatz.

Schon länger gibt es deutliche Indizien dafür, dass das supermassereiche Schwarze Loch im Herzen der Milchstraße in der Vergangenheit sehr aktiv war. So haben Teleskope ober- und unterhalb der galaktischen Scheibe ausgedehnte Blasen aufgespürt, in denen stark beschleunigte Teilchen Röntgen- und Gammastrahlen abgeben. Auch Messergebnisse des Hubble-Weltraumteleskops sprechen dafür, dass es rund um das galaktische Zentrum vor ein paar Millionen Jahren hoch herging.

Seyfert-Ereignis | Vor 3,5 Millionen Jahren setzte die Milchstraße enorm viel Strahlung frei, die Spuren im Gas des »Magellanschen Stroms« hinterließ (Illustration).

Das Team um Bland-Hawthorn hat nun alle verfügbaren Indizien zusammengetragen und Computersimulationen durchgeführt. Am wahrscheinlichsten ist demnach ein Szenario, bei dem der Mittelpunkt der Milchstraße binnen weniger hunderttausend Jahre 100 000- bis 1 000 000-mal so viel Energie freigesetzt hat wie die Sonne in ihrer gesamten Lebenszeit. Damit hätte sich das galaktische Zentrum vorübergehend wie eine so genannte Seyfert-Galaxie verhalten und Strahlung in zwei weit aufgefächerten Bündeln ins All gefeuert.

Die genauen Mechanismen hinter derartigen Ereignissen sind noch unbekannt. Experten vermuten, dass das Schwarze Loch zunächst große Mengen Materie in seinen Schlund zieht. Dabei wird Gravitationsenergie freigesetzt, die Teilchen im Umfeld auf enorme Energien beschleunigt. Im Zusammenspiel mit Magnetfeldern geben die Partikel dann Energie ab, oder sie werden selbst ins All geschleudert – manchmal mit Folgen, die sich noch in vielen tausend Lichtjahren Entfernung beobachten lassen.

WEITERLESEN MIT »SPEKTRUM +«

Im Abo erhalten Sie exklusiven Zugang zu allen Premiumartikeln von »spektrum.de« sowie »Spektrum - Die Woche« als PDF- und App-Ausgabe. Testen Sie 30 Tage uneingeschränkten Zugang zu »Spektrum+« gratis:

Jetzt testen

(Sie müssen Javascript erlauben, um nach der Anmeldung auf diesen Artikel zugreifen zu können)

Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.