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»Furchtloser Schicksalsbringer«: Als die Tyrannen-Echsen noch schmächtig waren

Jeder fängt mal klein an, auch die Tyrannosaurier. Ein flinker, neu entdeckter Vorfahr von T. rex zeugt von einem Leben im Schatten weit größerer Raubsaurier.
Neu entdeckter Dinosaurier in Lebendrekonstruktion

In Utah haben Wissenschaftler ein Fossil entdeckt, das von einem frühen Vorfahren des Tyrannosaurus rex stammt. Anders als seine berühmt-berüchtigten Nachfahren war Moros intrepidus noch von eher kleiner Gestalt. Seinen Lebensraum dominierten mächtige Allosaurier; der neu entdeckte Raubsaurier setzte wohl eher auf Schnelligkeit. Das legen jedenfalls die Beinknochen nahe, die Lindsay Zanno von der North Carolina State University und Kollegen jetzt in einem Beitrag für das Fachmagazin »Nature Communications Biology« beschreiben.

Der kleine Tyrannosaurierverwandte lebte vor rund 96 Millionen Jahren in einer üppigen wasserreichen Landschaft. Wie Wachstumsringe in seinen Knochen belegen, wurde das aufgefundene Individuum sieben Jahre alt. Damit war es wohl noch nicht ganz ausgewachsen, doch seine geringe Größe, die die Forscher mit der eines heutigen Maultiers vergleichen, lässt sich nicht mehr damit erklären, dass es sich noch um ein Jungtier handelt. Wie alle Tyrannosaurier dürfte Moros intrepidus über für die Jagd geschärfte Sinne verfügt haben, was ihn, gepaart mit seiner Schnelligkeit, zu einem Furcht einflößenden Räuber machte – trotz seiner kleinen Statur. Das Tier wog schätzungsweise 80 Kilogramm und hatte eine Beinlänge von etwa 1,2 Meter. Damit gehört die Art zu den kleinsten bekannten Tyrannosauriervertretern, so die Wissenschaftler. Zum Vergleich T. rex hatte die dreifache Beinlänge.

Den Gattungsname Moros wählten die Forscher in Anlehnung an den altgriechischen Gott des Verhängnisses. Moros steht dabei als Vorbote für die Zeit, in der sich in Nordamerika die Tyrannosaurier plötzlich »vom Mauerblümchen zum Ballkönig« mausern, wie es Zanno ausdrückt. Just aus dieser Phase fehlten der Wissenschaft aber die fossilen Belege. Bislang kannte man einerseits 150 Millionen Jahre alte Exemplare der Tyrannosauroidae aus dem Jura und andererseits die vertrauten Giganten der Kreidezeit mit einem Alter von 81 Millionen Jahren, so die Paläontologin. Moros mache diese Lücke nun ein ganzes Stück kleiner.

Der Fund lege nahe, dass sich die entscheidenden Entwicklungsphasen, die aus kleinen flinken Räubern schwergewichtige Spitzenpredatoren à la T. rex und Co machte, in Nordamerika abspielten. Auf den Kontinent waren deren Vorfahren über die Alaska-Landbrücke aus Asien gekommen, gemeinsam mit den Vorfahren anderer berühmter Zeitgenossen, etwa des Triceratops. Die Ära der Tyrannosaurier-Dominanz währte allerdings nicht allzu lang: 66 Millionen Jahre vor heute setzte ihr vermutlich der Einschlag eines Meteoriten ein abruptes Ende.

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