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Paläontologie: Als die Krokodile vegetarisch wurden

Heutige Krokodile, Alligatoren und Kaimane fressen bevorzugt Fisch und Fleisch. Doch das war nicht immer so.
Krokodil

Das große Zeitalter der Krokodile endete endgültig, als die Eiszeiten des Pleistozäns begannen: Die sinkenden Temperaturen vor 2,5 Millionen Jahren rotteten die meisten Arten des Nordens und der Ozeane aus. In Afrika und Südamerika verschwanden zuvor weitere Spezies, als sich die Sahara ausdehnte beziehungsweise die Anden sich auffalteten. Heute existieren weltweit nur noch 23 unterschiedliche Vertreter der Kaimane, Alligatoren, Krokodile und Gaviale, die sich überwiegend auf die Tropen konzentrieren – und sie alle fressen fast ausschließlich Fleisch und Fisch. Doch auch das war nicht immer so, wie eine Studie von Keegan Melstrom von der University of Utah und seinem Team in »Cell Biology« zeigt. Im langen Lauf ihrer evolutionären Entwicklung brachten die Krokodilartigen mindestens dreimal unabhängig voneinander Pflanzen fressende Spezies hervor.

Melstrom und Co untersuchten dazu 146 fossile Zähne von 16 unterschiedlichen Arten, die während des Mesozoikums – also des Erdmittelalters – existiert haben. Aus Form und Aufbau konnten die Wissenschaftler schließen, welche Nahrung bevorzugt aufgenommen wurde: Einfache, spitze Zähne deuten demnach auf Fleischkonsum hin, breite Formen mit Mahlflächen und Höckern wie Vertiefungen sprechen dagegen für Pflanzenkost. Allesfresser, die Omnivoren, besaßen Zähne, die ein Mittelding zwischen den beiden anderen Varianten bildeten. Unter den untersuchten Arten stießen die Paläontologen auf acht Pflanzenfresser, eine omnivore Spezies und nur sieben Fleischfresser. Die »Vegetarier« verteilten sich über mehrere Kontinente und lebten zu unterschiedlichen Zeiten der Erdgeschichte.

Ausgestorbene Krokodile | Im Laufe der Erdgeschichte existierten nicht nur Fleisch und Fisch fressende Krokodile wie heute, sondern auch Pflanzen und alles fressende (omnivore) Arten.

Die ersten Pflanzen fressenden Krokodilarten entwickelten sich laut Melstrom im frühen Jura vor etwa 200 Millionen Jahren, und sie hielten sich bis zum Ende der Kreidezeit, als der Chicxulub-Einschlag nicht nur die Dinosaurier, sondern auch viele andere Arten ausrottete. Warum sich danach aus den vorhandenen überlebenden Krokodilen keine neuen vegetarischen Spezies herausbildeten, ist unbekannt – vielleicht fehlen auch nur entsprechende Fossilien. Die Wissenschaftler analysieren dementsprechend weitere Fossilien, darunter sogar eine Art, die womöglich völlig ohne Zähne auskam.

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